Görlitzer Park: Kreuzberger sauer über „Drogen-Terror“

Die Drogenszene rund um den Görlitzer Park in Kreuzberg sorgt für neuen Ärger. Anwohner registrieren in jüngster Zeit eine höhere Anzahl von Dealern. Statt wie bislang 80 bis 100 gebe es mittlerweile mehr als 150 Händler, klagen sie. Die Dealer verteilten sich nicht mehr nur im Park und an dessen Eingängen, sondern stünden auch entlang der Wiener und der Görlitzer Straße sowie an den Wochenenden auf der Skalitzer Straße bis zur Oberbaumbrücke.

Angeboten werde mittlerweile nicht nur Cannabis, sondern neue, nicht-afrikanische Händler verkauften vermehrt auch harte Drogen wie Heroin. Viele Anwohner sprechen von „Drogen-Terror“, die Stimmung habe sich verschlechtert, heißt es. Am Mittwoch soll es zu diesem Thema eine Anwohner-Anfrage auf der Sitzung des Bezirksparlaments geben. Gefragt wird unter anderem nach der Arbeit des Ordnungsamtes und nach der Kooperation des Bezirks mit der Polizei.

Die Polizei hat nach eigenen Angaben im vorigen Jahr 113 Razzien im Görlitzer Park durchgeführt, 229 Menschen wurden festgenommen, 561 Ermittlungsverfahren eingeleitet. Im Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg arbeitet man seit November 2013 an einem Antrag für einen legalen Coffee-Shop. Damit soll der illegale Drogenhandel im Park ausgetrocknet werden. Der staatlich gelenkte Verkauf soll nur an Personen erfolgen, die älter sind als 18 Jahre. Er soll verbunden sein mit einer Medizin- und Sozialberatung.

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Es wäre der erste legale Coffee-Shop in Deutschland. Im Sommer soll der Antrag beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte in Bonn abgegeben werden. Bis dahin sind mehrere öffentliche Foren mit Wissenschaftlern und anderen Experten geplant. Das Bonner Amt hat bislang 150 Ausnahmegenehmigungen für Cannabisprodukte erteilt, allerdings nur aufgrund ärztlicher Indikationen. Seit 1994 wird in Deutschland der Besitz kleiner Mengen Cannabis nicht mehr strafrechtlich verfolgt, in Berlin sind es 15 Gramm. Ansonsten sind Handel und Kauf strafbar.

Geht es nach Berlins Drogenbeauftragter Christine Köhler-Azara, wird das auch so bleiben. Im Inforadio des RBB sprach sie sich am Dienstag erneut gegen einen Coffee-Shop am Görlitzer Park aus. Wenn dort legal Cannabis verkauft werde, könnte es einen Tourismus aus ganz Deutschland dorthin geben, sagte sie. Eine weitgehende Legalisierung der Droge würde zudem die Probleme von Drogennutzern, die etwa an Psychosen erkranken könnten, nicht lösen. (mit dpa)