Görlitzer Park: Nur eine legale Konkurrenz könnte die Dealer vertreiben
Berlin - Für den Görlitzer Park in Kreuzberg gibt es demnächst eine neue Polizeianweisung. Die bisherige Null-Toleranz-Politik gegenüber Drogendealern und Drogenkäufern wird wieder abgeschafft. Seit April 2015 hat die Polizei mit vielen Einsatzkräften immer wieder Razzien durchgeführt, Dealer festgesetzt, Kontrollen vorgenommen. Demnächst soll das wieder lockerer gehandhabt werden. Erwartete praktische Konsequenzen: keine.
Der Görlitzer Park, liebevoll auch Görli genannt, ist seit Jahren der Ort in Berlin, an dem man am besten lernen kann, was Beharrlichkeit bedeutet. Genauer gesagt, man kann sie von den dortigen Drogendealern lernen. Ob Sonne oder Regen, ob Toleranz-Politik oder Null-Toleranz-Politik – hier wird immer gedealt und das eher mehr als weniger. In den vergangenen Jahren hat sich hier so etwas wie Ebbe und Flut entwickelt. Kommt die Polizei, sind die Dealer erst mal weg. Verschwindet die Polizei, sind die Dealer wieder da.
Kein Vorankommen
So ist das seit Jahren und so wird es fürs erste auch bleiben. Der Grund liegt in den Gesetzmäßigkeiten des kapitalistischen Marktes: Es gibt eine Nachfrage, also gibt es auch ein Angebot. Und da sich den Dealern, von denen die meisten illegal in unserem Land sind, schon allein deshalb nicht allzu viele berufliche Alternativen bieten, perfektionieren sie die einzige Möglichkeit zum Geldverdienen, die sie haben. Daher haben sie im Hase-und-Igel-Spiel mit der Polizei immer die Nase vorne.
Innensenator Andreas Geisel (SPD) hat also völlig Recht, wenn er die Konsequenzen zieht und den aussichtslosen Kampf nicht mehr auf die Spitze treibt. Die Oppositionspolitiker der CDU haben ebenfalls völlig Recht, wenn sie das Ganze als Kapitulation bezeichnen. Und jetzt?
Es sieht ganz danach aus, als wäre nun eine gute Zeit, mit dem kontrollierten legalen Verkauf von Cannabis durch den Staat endlich Ernst zu machen. Denn wenn man die Dealer durch polizeiliche Maßnahmen nicht zum Aufgeben bringt, dann vielleicht durch die unnachgiebigen Mechanismen des Marktes. Keine Nachfrage, kein Geschäft. Man sollte in Berlin allerdings nicht allzu enttäuscht sein, wenn den Dealern danach dann doch wieder etwas Neues einfällt. Darauf kann man bei Bedarf dann ja wieder mit Null Toleranz reagieren.