Großbaustelle am Ostkreuz in Berlin: Wesentliche Teile werden erst 2018 fertig
Zäune, Umwege, Lärm – und mittendrin eine Würstchenbude, die schon oft umziehen musste. Das Ostkreuz, einer der wichtigsten Bahnhöfe Berlins, ist seit zehn Jahren eine Großbaustelle, und dabei wird es vorerst bleiben. Wesentliche Teile werden erst Ende 2018 fertig – zum Teil mit Verzögerung. „Aus Sicht der Anwohner und Fahrgäste ist das höchst ärgerlich“, sagte Sven Heinemann, SPD-Abgeordneter aus Friedrichshain. An der Verzögerung ist auch ein anderes, umstrittenes Projekt schuld – die Autobahn A 100.
Die Strecke der Ostbahn, auf der die Regionalbahnen nach Strausberg und Kostrzyn in Polen fahren, kann erst in zwei Jahren am Ostkreuz beginnen. „Die Inbetriebnahme ist für Dezember 2018 vorgesehen“, so ein Bahnsprecher. Ursprünglich sollte es Ende 2017 losgehen. Der Sprecher bekräftigte, dass die Fußgängerbrücke, die nach historischem Vorbild neu entsteht, ebenfalls Ende 2018 komplett sein wird. So ist klar: Das geplante Zugangebot wird erst mit Verzögerung vollständig sein – und Fahrgäste müssen weiterhin Umwege laufen.
„Da muss ein Ende absehbar sein“
Der Ostkreuz-Umbau ist ein kompliziertes Großprojekt. „Innerhalb von zehn Jahren hatten wir 50 Bauzustände“, sagte ein Bahnsprecher. So oft mussten Anlagen verändert werden. Alles hänge von allem ab: „Das ist wie eine Reihe von Dominosteinen.“ Fällt einer, fallen auch andere. Auch in diesem Fall gebe es mehrere Faktoren. So musste die Inbetriebnahme eines elektronischen Stellwerks um ein Jahr verschoben werden. Außerdem ist ein weiteres Genehmigungsverfahren nötig geworden. „Anfangs war die Ostbahn nur als Option für später gedacht“, erklärte der Bahnsprecher. Es gibt aber immer mehr Pendler, mehr Verbindungen werden nötig. Die RB 26 aus Kostrzyn soll nicht mehr in Lichtenberg beginnen, sondern am Ostkreuz – näher am Zentrum.
Der Bahnsteig, an dem heute die S-Bahnen in die Innenstadt halten, wird stillgelegt, wenn das Stellwerk im August 2017 ans Netz kommt. Aber dann können die Gleisbauer leider noch nicht loslegen. Denn erst gelangt ein anderes Projekt zu seinem Recht: die Autobahn A 100.
Planungen sehen vor, dass sie in einem Doppelstocktunnel unter dem Ostkreuz hindurchführt. Damit er gebaut werden kann, ohne dass alles wieder aufgerissen werden muss, entstehen im Untergrund fünf Betonblöcke. Jeder sieht wie ein umgedrehter Trog aus: zwei Wände, obendrauf eine Platte. In ihrem Schutz kann der Tunnel gebaut werden. Dafür ist aber kein Termin absehbar, weil die rot-rot-grüne Koalition den A 100 ablehnt.
Und so trägt ein Autobahnprojekt dazu bei, dass sich ein Nahverkehrsprojekt verzögert. Erst müsse Block 4 fertig werden, „dann kann mit der Baumaßnahme Ostbahn begonnen werden“, so der Bahnsprecher. Das betrifft auch die Fußgängerbrücke. Sie wird ab August 2017 vom südlichen Vorplatz vorerst lediglich zum Bahnsteig D führen.
„Seit einem Jahrzehnt müssen die Fahrgäste mit Einschränkungen zurechtkommen“, so Heinemann. „Da muss ein Ende absehbar sein.“