Grüne Oasen: Gartenbesitzer in Berlin und im Umland laden dieses Wochenende ein

Auf Tour gehen durch fremde Beete, sich Inspiration für den eigenen Garten holen, oder einfach einen entspannten Tag mit Gleichgesinnten im Grünen verbringen: Es gibt immer einen Grund, an einem Wochenende im Mai die Einladung vieler Gartenbesitzer anzunehmen und Gast in einem der „Offenen Gärten“ zu sein. Immerhin steigt das Interesse an Oasen in der Großstadt oder im Umland stetig.

Wie der Gärtner, so der Garten, sagt ein Sprichwort. An diesem Wochenende gibt es wieder die Gelegenheit, es auf seine Richtigkeit zu überprüfen. Bereits zum 14. Mal öffnen Berliner und Brandenburger Gartenbesitzer im Rahmen der Reihe „Offene Gärten“ ihre Pforten. 122 unterschiedlich gestaltete Kleinode für Blumenkinder und Naturliebhaber freuen sich über Besucher.

So auch die professionelle Gartendesignerin Karin Cramer. In ihrem Garten in Heiligensee laden Wasserstellen und viele Sitzplätze zum Verweilen ein. Asien-Fans kommen auf der Terasse auf ihre Kosten. Ganz anders als bei Gartenprofis wie Cramer geht es bei Gabriela von Oettingen zu. Unumwunden gesteht sie: „Ich habe keine Ahnung, wie die jeweilige Blume heißt, Hauptsache sie ist schön“, sagt die Leiterin eines ambulanten Hospizdienstes. Gemeinsam mit Susanne Stapff schlendert sie durch ihren abwechslungsreichen Garten auf einem idyllisch gelegenen Grundstück im Oderbruch bei Letschin (Märkisch-Oderland). Eine altmodische, eiserne Wasserpumpe, zur Mauer aufgestapelte Ziegelsteine, eine Gartendusche oder alte Wagenräder bilden die Dekoration. Herzstück und ganzer Stolz der beiden Frauen ist ein kleiner Teich mit Seerosen und Fischen. Von dort aus fällt der Blick auf eine Wildblumenwiese, umrahmt von hohen Hecken, die einen natürlichen Sichtschutz bieten.

Von allem etwas

„Besucher sind oftmals die totalen Auskenner und können jede Gräserart bestimmen“, sagt Oettingen. Bereits seit 22 Jahren leben die beiden Berlinerinnen in ihrem grünen Rückzugsort, vor allem an den Wochenenden. „Wir wollten schon immer ein Haus mit Garten als Ruhepol gegenüber dem Trubel in der Großstadt haben“, sagt Stapff, die als gesetzliche Betreuerin arbeitet. Inzwischen öffnen die beiden ihr grünes Refugium einmal im Jahr für Besucher. Und mit ihnen viele weitere Gärtner mit grünem Daumen.

Wilde Gärten, Blumengärten, Naschgärten, Gemüsegärten, Bauerngärten, Japanische Gärten, Dachgärten, Stadtgärten – die Vielfalt der Gartenkunst lässt sich an zwei Tagen kaum komplett erfassen. Aber für jeden Interessenten ist gewiss etwas dabei. Kriterien, wer seinen Garten im Rahmen der Veranstaltungsreihe öffnen darf, gibt es nicht. Viele Gärtner bieten ihren Gästen Kuchen und Getränke an, außerdem gibt es Gelegenheit zum fachlichen Austausch mit anderen Gartenfreunden.

In der Siedlung Eden bei Oranienburg gehtt es paradiesisch zu. Am kommenden Wochenende ist ein blühender Obst-, Gemüse- und Staudengarten zu sehen, der aus der Lebensreformbewegung, die Mitte des 19. Jahrhunderts als Kritik an Industrialisierung und Urbanisierung entstand, stammt. Andere Gärtner zeigen Beete, gepflanzt nach Farbthemen. In Friedrichswalde ist ein Künstlergarten samt einem historischen Tanzsaal aus den 20er-Jahren zu besichtigen, ebenso eine bepflanzte ehemalige Kegelbahn. Im Oderbruch, wo die Aktion erst für den 9. und 10. Juni geplant ist, reicht die Palette an Gärten von einem Refugium voller Pflanzenraritäten über einen reinen Rosenhof bis hin zu Gärtnern, die auf Gemüse und Kräuterbeete spezialisiert sind.

„Gärtnern liegt nach wie vor im Trend – ob im eigenen Garten, auf dem Balkon oder als Urban Gardening auf städtischen Flächen innerhalb großer Kommunen“, sagt Brigitte Faber-Schmidt vom Verein Gartenland Brandenburg. Bei den „offenen Gärten“ steige das Besucherinteresse von Jahr zu Jahr. „Es isteinfach spannend, in private Kleinode zu schauen, die sonst nicht öffentlich zugänglich sind.“ Zudem würden immer mehr Hobby-Gärtner mitmachen, sagt Faber-Schmidt.

Jeder findet seinen Lieblingsgarten

Die Besucher kommen mit unterschiedlichen Zielen: „Manche von ihnen sitzen stundenlang da und genießen. Für andere ist es der Höhepunkt des Gartenjahres, um mit anderen zu fachsimpeln“, sagt Gartenbesitzerin Susanne Stapff. Lernen können sowohl Gartenbesitzer, als auch Besucher. „Wir wussten gar nicht, dass man Felsenbirnen essen kann – bis Besucher unsere Früchte probierten“, sagt Stapff. (mit dpa)