Grundwasser bedroht das Blumenviertel

Bewohner einer Neuköllner Einfamilienhaus-Siedlung klagen gegen das Land. Der Senat will den Grundwasserspiegel nicht länger absenken.

Blumenviertel Buckow / Rudow.  Die Genehmigung dieser Anlage am Glockweg ist im Juni abgelaufen. Der Senat hat 2,3 Millionen Euro für die Planung dezentraler Pumpanlagen bereit gestellt. Das wollen die Anwohner aber nicht.
Blumenviertel Buckow / Rudow. Die Genehmigung dieser Anlage am Glockweg ist im Juni abgelaufen. Der Senat hat 2,3 Millionen Euro für die Planung dezentraler Pumpanlagen bereit gestellt. Das wollen die Anwohner aber nicht.Gerd Engelsmann

Fünf Grundstückseigentümer aus dem Rudower Blumenviertel gehen gerichtlich gegen das Land Berlin vor. Sie machen den Senat verantwortlich für zukünftige Schäden durch Grundwasser an ihren Gebäuden. Am 8. November wird der Fall verhandelt, teilte das Verwaltungsgericht am Dienstag mit. Für die Landesregierung steht die Senatsumweltverwaltung vor Gericht. Denn sie ist verantwortlich für eine sogenannte Hebebrunnengalerie im dem Viertel in Neukölln.

Mit dieser Brunnenanlage sorgte der Senat nach Angaben des Gerichts seit 1997 auf eigene Kosten dafür, dass der Grundwasserspiegel künstlich niedrig blieb. „Die Genehmigung für die Brunnenanlage wurde mehrfach verlängert, ab Ende Juni 2022 wurde die reparaturbedürftige Anlage jedoch außer Betrieb genommen“, heißt es in der Mitteilung des Gerichts.

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Wasserwerk pumpte Grundwasser ab

Dazu ist zu wissen, dass der Grundwasserstand in diesem Bereich Rudows aufgrund geologischer Besonderheiten von Natur aus hoch war. Dennoch wurde das Gebiet in den 1950er-Jahren mit zahlreichen Häusern bebaut. Das war problemlos möglich, weil bis zur Wiedervereinigung der Grundwasserstand durch das nahe gelegene Wasserwerk Johannisthal künstlich abgesenkt wurde, so das Verwaltungsgericht. Nach 1990 sei jedoch die Förderleistung stark reduziert worden. In der Folge stieg der Grundwasserspiegel im Blumenviertel an und es traten vermehrt Vernässungsschäden an Kellern und Fundamenten auf, heißt es in der Mitteilung weiter.

Blumenviertel Buckow / Rudow ; Grundwasserproblem
Blumenviertel Buckow / Rudow ; GrundwasserproblemGerd Engelsmann

Diese Schäden waren der Grund, warum der Senat ab 1997 jene „Hebebrunnengalerie“ betrieb, die nun marode ist und abgeschaltet wurde. „Die Kläger befürchten nun wieder steigendes Grundwasser und weitere Schäden an ihren Gebäuden“, so das Verwaltungsgericht. Ihre Klage ziele darauf ab, dass der Senat dazu verurteilt wird, wieder siedlungsverträgliche Grundwasserverhältnisse herzustellen, zum Beispiel durch Reparatur und Weiterbetrieb der Brunnenanlage. Die Bewohner des Blumenviertels sind demnach der Meinung, dass der Senat zum Weiterbetrieb der Anlage verpflichtet ist.

Senat: Häuser nicht fachgerecht abgedichtet

Die Senatsumweltverwaltung ist dagegen der Ansicht, dass es seit mehr als 20 Jahren zu Vernässungen an den Gebäuden kommt, weil diese nicht fachgerecht gegen Grundwasser abgedichtet wurden. Das Problem ist seit Langem bekannt. Im Juli 2014 verschickte der Senat 5000 Fragebögen an die Bewohner des Blumenviertels, das zu den Neuköllner Ortsteilen Rudow und Buckow gehört. Zurück kamen nach Angaben des Senats 670. In jedem zweiten Bogen wurden demnach Wasserschäden im Keller geltend gemacht.