Grunewaldstraße 87 in Berlin-Schöneberg: Das "Horror-Haus" soll saniert werden

Der Eigentümer des verwahrlosten Hauses an der Grunewaldstraße 87 in Schöneberg hat jetzt offenbar Modernisierungspläne. Wie die Baustadträtin des Bezirks Sibyll Klotz (Grüne) am Wochenende in einem Interview mitteilte, soll das denkmalgeschützte Ensemble aus Vorder-, Hinter- und Gartenhaus saniert werden. Entsprechende Pläne seien im Bezirksamt vorgestellt worden, so Klotz.

Seit Monaten sorgt das Haus an der Grunewaldstraße 87 für Schlagzeilen. Zeitweilig hausten dort mehrere hundert Menschen unter desaströsen hygienischen Bedingungen in völlig überfüllten Wohnungen. Nachbarn beschwerten sich über Lärm, Altmieter klagten, die zugezogenen Familien aus Rumänien und Serbien würden Müll und Fäkalien aus den Fenstern in den Hof entsorgen. Die Polizei war in den vergangenen Monaten einige hundertmal vor Ort, um Streit zu schlichten, für Ruhe zu sorgen, Diebstähle und illegalen Schusswaffengebrauch aufzuklären.

Das Bezirksamt stand den Zuständen einigermaßen hilflos gegenüber. Lange änderte sich nichts, obwohl die Bauaufsicht nahezu wöchentlich Kontrollen durchführte und den Eigentümer, die Firma Alpha Plan GmbH, immer wieder zu Veränderungen aufforderte. Wenn das Amt die Reparatur von Treppenhausfenstern oder Türen anmahnte, geschah dies auch. Grundsätzlich änderte sich an den Zuständen jedoch nichts. Die Zugezogenen hatten Mietverträge. Sie zahlten sogar hohe Mieten: 12 Euro pro Quadratmeter, wie der Berliner Mieterverein weiß. Über Mittelsmänner seien auch Schlafplätze tageweise vermietet worden.

Anfang Juli setzte der Eigentümer dann zahlreiche Familien nach Räumungsankündigungen vor die Tür. Einige der rumänischen Wanderarbeiter versuchten, sich mit Anwälten zu wehren und warfen dem Eigentümer Einschüchterungsversuche durch Mittelsmänner vor. Sie forderten das Bezirksamt auf, das Haus in eine Zwangsverwaltung zu übernehmen. Das Amt lehnte jedoch ab. Zurzeit leben noch vier rumänische Familien sowie sieben Altmieter in dem Gebäude.

Baustadträtin Sibyll Klotz geht nun offenbar von umfassenden Umbauplänen des Eigentümers aus. „Er hat vor, die zwei Hintergebäude, also das, was der Berliner Gartenhaus und Hinterhaus nennt, zu sanieren, instand zu setzen und Grundrisse zu verändern, Bäder einzubauen und einen Fahrstuhl. Das ist das, was ich heute weiß“, sagte Klotz am Sonnabend in einem RBB-Interview. Im Vorderhaus und im Seitenflügel sollen die Fassaden offenbar saniert und die Treppenhäuser instand gesetzt werden.

Der Eigentümer trat im Bezirksamt nicht selbst auf, sondern ließ sich durch einen ehemaligen leitenden Mitarbeiter der oberen Denkmalschutz-Behörde vertreten. Dieser sei laut Eigenwerbung Experte für Modernisierung und Konfliktlösung zwischen Behörden und Bauherren, so Klotz. Was der Eigentümer am Ende mit dem Haus vorhat, bleibt allerdings weiterhin unklar. Nach RBB-Informationen hat er es bereits im Februar zum Verkauf angeboten. Die Berliner Zeitung hat mehrfach versucht, mit dem Geschäftsführer Klaus Breckner in Kontakt zu treten, allerdings erfolglos. Spiegel TV gegenüber weist er eine Strategie der gezielten Entmietung, um das Haus später lukrativ vermarkten zu können, von sich.

Schöttler will Gesetze ändern

Im Zusammenhang mit den Vorgängen an der Grunewaldstraße macht sich die Bürgermeisterin von Tempelhof-Schöneberg für schärfere Gesetze stark. „Ich möchte noch in diesem Monat Gespräche mit anderen Bürgermeistern aufnehmen“, kündigte Angelika Schöttler (SPD) an. Dabei soll es um eine Erweiterung der Gesetze zur Wohnungsaufsicht und Zweckentfremdung gehen. „Auch das Thema Überbelegung könnte mal definiert werden.“ Schöttler möchte eine Diskussion auf Landesebene anregen.