Hanfmesse in Berlin: Alles Hanf – aber nix für Kiffer

Im Postbahnhof am Ostbahnhof findet gerade Deutschlands größte Hanfmesse statt. Winfried Bönsch geht nicht hin. Muss er auch gar nicht, denn wer irgendetwas mit Hanf zu tun hat, der kommt normalerweise zu ihm. Und das gilt selbst an diesem Wochenende.

Der kleine Laden mit seinem riesigen Hanfblatt an der Fassade ist so etwas wie das Hanf-Zentrum der Stadt. Das liegt in Kreuzberg, Oranienstraße, wo sonst. Wer allerdings einen Bong, Pfeifen, Siebe oder Ähnliches erwartet, wird hier bitter enttäuscht. Stattdessen gibt es Zimtlatschen und Cremes mit Hanföl, Hanfpesto und Klamotten. Helle und warme Farben überwiegen, es ist gemütlich und erinnert irgendwie an einen Bio-Laden.

Seit 20 Jahren führt Bönsch den Laden. „Anfangs haben auch wir digitale Waagen und kleine Plastiktütchen verkauft, aber diese Produkte zogen immer wieder Dealer an“, sagt er. Nach und nach hat er deshalb Kifferutensilien aus dem Sortiment gestrichen. Denn Hanf ist nicht nur zum Rauchen da, findet Bönsch. „Das Faszinierende an dieser Pflanze ist die Vielfalt.“ Für ihn ist Hanf vor allem eine Nutzpflanze.

Dass Hanf dabei immer noch ein Nischenprodukt ist, wundert den drahtigen 61-Jährigen. „Hanf ist leicht anzubauen, sehr widerstandsfähig und braucht dazu noch wenig Wasser.“ Eigenschaften, die auch Nachhaltigkeitsfan Hubert aus Bayern beeindrucken. Er ist Geografielehrer und will seinen Schülern klar machen, „dass es mehr gibt, als einfach ins Shopping-Center zu gehen“.

Hanfmesse erstmals wieder in Deutschland

Schon vor etwa 3000 Jahren wussten die Chinesen um den praktischen Nutzen. Nicht verwunderlich also, dass auch heute die meisten Hanftextilien ihren Weg über China in das Kreuzberger Hanfhaus finden. „Früher haben wir gesagt: Baumwolle? Bäh!“ Heute sieht Bönsch das rationaler. Bei T-Shirts sei die Haltbarkeit durch einen gewissen Anteil Baumwolle höher. Aber Bio-Baumwolle muss es schon sein, findet Bönsch.

Das sehen offenbar auch die Kunden so. „Zu uns kommen viele Stammkunden. Veganer und Vegetarier, die die eiweißreichen Hanfsamen schätzen. Aber auch Menschen, die auf Empfehlung ihres Arztes kommen.“ Bönsch zeigt die Auswahl an Cremes, die eine antibakterielle und hautschonende Wirkung haben sollen. „Wir stehen in mehreren Reiseführern“, erzählt der Politikwissenschaftler, während er einem älteren Ehepaar aus Mailand einen Hanfrock und ein paar Süßigkeiten verkauft.

Wenn am Wochenende die Hanfmesse „Mary Jane“ erstmals nach zwölf Jahren wieder in Deutschland stattfindet, wird Winfried Bönsch ganz normal hinter seinem Ladentresen stehen. Drei Tage am Messestand sind für ihn neben dem Ladenbetrieb nicht zu schaffen. Muss er auch gar nicht. „Das Hanfhaus ist bekannt, da kommen die Messebesucher auch so zu mir.“

Die Hanfmesse ist Sonnabend von 11 bis 20 Uhr und Sonntag von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Eintritt ab 15 Euro.