Haupstadt Flughafen: BER-Chef Karsten Mühlenfeld dämpft Hoffnung auf rasche Eröffnung

Welche Rückschläge so ein Flughafenbau mit sich bringen kann, das illustrierte Karsten Mühlenfeld am Montag mit einem Beispiel aus der Praxis. Turnusgemäß erstattete der Flughafen-Geschäftsführer im brandenburgischen Landtag vor dem BER-Sonderausschuss Bericht und erklärte auch, warum er noch immer keinen Eröffnungstermin für den zukünftigen Hauptstadtflughafen nennen will. „Wenn die Inbetriebnahme aller technischen Systeme ohne Probleme verläuft, dann schaffen wir es Ende 2017“, sagte er. Aber allzu oft gebe es eben doch Probleme.

Defekte Fenstermotoren

So mussten erst kürzlich sämtliche Elektromotoren getauscht werden, die in dem riesigen Gebäude die Fenster öffnen und schließen. Bei Tests hatte sich gezeigt, dass sie bei Temperaturen über 30 Grad nicht funktionieren. Grund: ein Fertigungsfehler. Der Rückstand lasse sich aufholen. „Aber wenn so etwas am Ende des Inbetriebnahmeprozesses auftritt, dann haben wir ein Problem.“

Es bleibt also bei der Devise, die der Aufsichtsrat bei seiner Tagung am Freitag ausgegeben hatte: Schaun wir mal! Zumindest herrscht bei den Verantwortlichen ein gewisser Grundoptimismus, seit das Bauordnungsamt des Landkreises Dahme-Spreewald den 5. Nachtrag zum Bauantrag genehmigt hatte. Brandenburgs Flughafenkoordinator Rainer Bretschneider (SPD) betonte noch einmal die Tragweite der Genehmigung. „Alle Unkenrufe sind damit vom Tisch“, sagte er. „Das Bauordnungsamt hat mit Akribie bestätigt, dass die Entrauchung funktionstüchtig ist.“

Umbau der Entrauchungsanalge noch 2016

Laut Mühlenfeld sollen alle Gebäudeteile im Januar fertiggestellt werden, der Umbau der Entrauchungsanlage soll noch in diesem Jahr abgeschlossen werden. Bis April wird auch die technische Inbetriebnahme abgeschlossen, also das Hochfahren aller technischen Systeme. Zugleich beginnt der Probebetrieb, und sollte dieser Zeitplan halten, dann kann im Oktober 2017 der Umzug von Tegel beginnen.

Noch unklar ist offenbar, wie viel Zeit sich die Flughafengesellschaft noch lassen kann, bis sie sich auf einen Eröffnungstermin festlegt. Derzeit liefen Gespräche mit allen Beteiligten, sagte Mühlenfeld, neben den Fluggesellschaften beispielsweise mit der Bundespolizei und den Bodendienstleistern.

Oktober, November – oder März

Mühlenfelds Ziel ist es, so viel zeitlichen Spielraum wie möglich rauszuverhandeln – denn je später er den Termin nennt, umso sicherer ist er. Klar scheint, dass der Dezember wegen des drohenden Winterwetters als Eröffnungsmonat ausscheidet. „Entweder schaffen wir es im Oktober oder November, oder im März“, sagte Mühlenfeld.

Zu Beginn der Ausschusssitzung nahm auch Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) teil, ein eher seltener Gast. Er nutzte die Gelegenheit, um ein Signal an eine Regierung zu senden, die es noch nicht gibt: den zukünftigen rot-rot-grünen Senat in Berlin. Sobald dieser im Amt sei, wolle die brandenburgische Landesregierung Gespräche aufnehmen über eine alte Streitfrage: die Nachtruhe am BER. Woidke steht im Wort. Der Landtag hatte 2014 ein Volksbegehren angenommen, das ein Flugverbot zwischen 22 und 6 Uhr fordert. „Mit der werdenden Koalition ist das Ziel vielleicht besser zu erreichen als mit der jetzigen“, sagte Woidke.