Schönefeld - Der Bau des Hauptstadtflughafens BER steht nun auch im Visier der Ermittlungsbehörden: Wegen Korruptionsverdachts sitzen der Chef (62) des Märkischen Abwasser-Zweckverbandes und ein Unternehmer (60) in Untersuchungshaft. Wegen Verdunklungsgefahr wurden beide in der vergangenen Woche jeweils an ihrem Arbeitsplatz verhaftet, bestätigte der ermittelnde Oberstaatsanwalt Frank Winter am Donnerstag einen Bericht der „Bild“-Zeitung. Die Männer sollen versucht haben, Beweise zu manipulieren.
Gefahr in Verzug
Die Ermittler sahen „Gefahr in Verzug“ - und rückten mit Beamten des brandenburgischen Landeskriminalamtes (LKA) an. Erst am Tag danach seien die Haftbefehle beantragt und erlassen worden, so Winter. Ermittelt wird in dem Fall schon seit 2010.
Der Anwalt des Verbandschefs wollte die Vorwürfe gegen seinen Mandanten zunächst nicht kommentieren. „Wir werden uns jedoch in Kürze gegen die Verhaftung zur Wehr setzen“, sagte der Berliner Rechtsanwalt Jakob Danckert. Die Flughafengesellschaft gab an, die Ermittlungen schon seit längerem zu unterstützen. „Wenn sich der Verdacht gegen die Firmen bestätigen sollte, wären juristische Schritte die logische Konsequenz“, teilte ein Sprecher mit.
Zweckverband berät weiteres Vorgehen
Die Verbandsversammlung - Kontrollorgan des Zweckverbandes - will nun am kommenden Donnerstag (7. Februar) beraten, wie es weitergehen soll. Der Vorsitzende Udo Haase, Bürgermeister von Schönefeld, hat zu der außerordentlichen nichtöffentlichen Sitzung geladen. „Wir wollen wissen, was los ist. Im Moment können wir nichts zu den Anschuldigungen sagen“, sagte Haase der Nachrichtenagentur dpa.
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Die Versammlung stehe mit den Anwälten in Kontakt und wolle auch die Staatsanwaltschaft Neuruppin - landesweit für Korruption zuständig - befragen. Die kommissarische Leitung des Zweckverbandes hat zunächst der Kaufmännische Leiter, Otto Ripplinger, übernommen. Dieser wollte sich nicht äußern.
Ermittlungen bereits seit 2010
Die Staatsanwaltschaft ermittelt schon seit 2010 - gegen den Verbandschef wegen Bestechlichkeit, gegen den Unternehmer wegen Bestechung. Der Rohrleitungsbau-Betrieb hat für den Verband die Trink- und Abwasserleitungen am Flughafen verlegt - ein Millionenauftrag.
„Wir gehen davon aus, dass auf die Auftragsvergabe Einfluss genommen worden ist“, sagte Winter. Im Gegenzug soll die Baufirma dem Chef des Zweckverbandes Vorteile gewährt haben - beispielsweise bei dem Bau eines Einfamilienhauses. Laut Winter geht es um einen „fünfstelligen Betrag“. Im Mai 2010 hatten LKA-Fahnder bereits Büros und Privathäuser der Männer durchsucht. (dpa)