Rocken in der Krise

Karat-Gitarrist  Bernd Römer über das ausgefallene Band-Jubiläum und wie Fans die Musiker in schweren Zeiten unterstützen.

Bernd Römer von Karat spielt live beim Domstufen-Open Air 2020 auf dem Domplatz Erfurt.
Bernd Römer von Karat spielt live beim Domstufen-Open Air 2020 auf dem Domplatz Erfurt.imago-images/karina Hessland

Berlin-„Albatros“, „Über sieben Brücken“, „Der blaue Planet“: Seit 45 Jahren sind die Hits von Karat die Edelsteine in der deutschen Rockmusik. Nun sollte die große Geburtstagsparty in diesen Tagen in der Wuhlheide stattfinden. Doch wegen Corona fiel sie wie die meisten Konzerte der Jubiläumstour ins Wasser.

Als die 1975 in der DDR gegründete Rockgruppe Karat ihre Jubiläumstour vorbereitete, war an Corona noch gar nicht zu denken. Bereits im vergangenen Frühjahr schmiedete die Band erste Pläne. Einer der Höhepunkte sollte im September die Open-Air-Show in der Wuhlheide sein, wo Karat ihren 45. Geburtstag mit bis zu 17.000 Fans und Überraschungsgästen auf der Bühne feiern wollte.

„Für die Jubiläumstour waren insgesamt über 70 Konzerte geplant“, sagt Gitarrist Bernd Römer. „2020 hätte eines der besten Karat-Jahre werden können. Der Kartenverkauf lief super. Viele Konzerte waren bis März bereits gut gebucht, manche sogar fast ausverkauft.“

Doch dann stoppte Corona den Kulturbetrieb, landesweit mussten Künstler ihre Auftritte absagen. Keine Konzerte, keine Einnahmen: Das galt auch für Karat, die ja nun auch ihren 45. Geburtstag nicht gebührend auf der Bühne feiern konnten. Stattdessen mussten abgesagte Shows ins kommende Jahr verlegt werden. „An dieser Stelle muss ich unseren Fans ein großes Dankeschön aussprechen. Denn der Großteil von ihnen behielt die gekauften Karten, es gab nur wenige, die sie zurückgaben“, sagt Römer.

Anzeige | Zum Weiterlesen scrollen

„45 Jahre – viele Bands schaffen das nicht“

Die Treue der Fans: Sie hat bei Karat Tradition. Die Fans standen in so manchen schwierigen Phasen fest zu den Musikern. Etwa, als 2004 nach schwerer Krankheit ihr Sänger Herbert Dreilich starb. Oder später, als Karat in einem Rechtsstreit um den Bandnamen kämpfen musste und diesen am Ende gewann.

Und von Corona lasse man sich schon gar nicht unterkriegen, auch wenn es den Musikern schwerfällt, kaum noch auf der Bühne stehen und spielen zu dürfen. „Natürlich ist diese Situation frustrierend“, sagt Römer. „Aber wir geben nicht auf, versuchen vom Musiker bis zum Management das Beste aus der Situation zu machen. Und so trifft sich die Band nach wie vor, macht mit den Proben weiter, um für Auftritte stets bereit zu sein.“

Auch wenn diese wegen der Corona-Schutzmaßnahmen nur vor wenigen Leuten stattfinden können, wie etwa im August das Open-Air-Konzert auf dem Erfurter Domplatz, zu dem nur 500 Fans kommen durften. Oder das erste Karat-Auto-Konzert, das die Musiker im Mai ebenfalls in Erfurt gaben. „Das ist zwar für alle recht ungewöhnlich“, sagt Römer. „Doch die Konzerte sind ein wichtiges Signal, dass es weitergeht, vor allem für unsere Fans, die uns ja sehen wollen.“ Und sie werden bestimmt kommen, wenn am 19. September Karat in der Müritz-Stadt Röbel auftritt.