Hindu-Tempel: 13 Priester für Britz
Die Handwerker aus Polen und Indien haben eigentlich gar keine Zeit für eine Kaffeepause. Am Sonnabend soll Berlins erster Tempel eröffnen, und es sieht aus, als würden die Bauarbeiten noch Monate dauern. Der Boden ist noch nicht gefliest, die Schreine sind unfertig, ebenso die Wege.
Doch Nadarajah Thiagaraja bleibt da ganz ruhig. Der Vorsitzende des Mahasabhai-Vereins sagt, der Tempel sei mit dem Segen der Götter gebaut worden und den Eröffnungstermin hat ein Oberpriester nach dem Mondkalender bestimmt. Was soll da noch schief- gehen. Im Keller stehen schon die Götterstatuen bereit, ebenso getrocknete Kräuter, Gewürze und unendlich viele Packungen Räucherstäbchen.
Am Wochenende eröffnen die etwa 600 Mitglieder des Hindu-Vereins Mahasabhai in einer zweitägigen Zeremonie ihren Tempel in Britz, der den Namen des Gottes Murugan trägt. Es ist Berlins erster frei stehender Tempel. Etwa 200 Quadratmeter groß ist er, mit einem reich verzierten Tempelraum, in dem es sieben kleinere Tempel, Ashrams, gibt – und mit zwei Türmen, neun und elf Meter hoch.
Eine zweitägige Zeremonie ist geplant, elf Priester sowie zwei Hindu-Oberpriester sind eingeladen. „Gott wird gebeten, in den Tempel einzugehen und ihm göttlicher Energie zu verleihen. Es ist wie die Geburt eines Kindes“, sagt Sivanese Kurukal, einer der Oberpriester. Die Götterstatuen werden aus dem Keller geholt, mit Sesamöl und einem heiligen Gras eingerieben, Feuer und Wasser werden geheiligt, vom Dach wird der Tempel mit 108 Wassertöpfen geweiht.
Fünf Jahre haben die Bauarbeiten gedauert, 800.000 Euro hat der prunkvolle Bau gekostet. Zur Hälfte wurde der Bau aus Spenden und gespartem Vereinsgeld finanziert, zur Hälfte aus einem Bankkredit. Besucher sind zur Zeremonie eingeladen. Sogar fotografieren ist erlaubt.
Feierliche Eröffnungszeremonie: Sa 6–18 Uhr, So ab 6 Uhr, um 10 Uhr wird die Tempelanlage in einem Ritual geweiht, Blaschkoallee 48, Ecke Riesestraße