Hochhaus am Hauptbahnhof: In der Europacity entstehen neue Büros
Während am Alexanderplatz noch über den Bau von Hochhäusern debattiert wird, werden anderswo Fakten geschaffen. Die österreichische CA Immo will im kommenden Jahr den Bauantrag für ein 84 Meter hohes Bürogebäude in der Europacity am Hauptbahnhof einreichen.
„Wir bauen das Gebäude, sobald wir können“, sagte Unternehmenssprecher Markus Diekow jetzt bei einer Vorstellung der Pläne. Das Hochhaus mit einer Fassade aus viel Glas soll nach einem Entwurf des Münchner Architekturbüros Allmann Sattler Wappner entstehen. Der neue Turm wird das bisher höchste Haus am Hauptbahnhof, den Tour Total, um 15 Meter überragen. Er soll aber nicht das höchste Haus am Hauptbahnhof werden.
Mit rund 100 Metern ist direkt zwischen Invalidenstraße und Bahnhof ein noch höherer Turm vorgesehen. Wann die beiden Hochhäuser gebaut werden können, ist aber noch offen. Dies hängt davon ab, wann die Bahn mit den Bauarbeiten für die S-Bahn-Linie 21 fertig wird, deren Tunnel die Grundstücke unterqueren. Im Bereich für das 84 Meter hohe Haus ist dies für das Jahr 2020 geplant. Für das rund 100 Meter hohe Gebäude erst später.
Wirtschaftsprüfer als Mieter
Wer die rund 28 000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche in dem 84 Meter hohen Turm beziehen soll, steht unterdessen schon fest: Es ist die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG. Sie will hier ihre Mitarbeiter von verschiedenen Standorten zusammenziehen. Zwar hat die KPMG noch keinen Mietvertrag für den 125 Millionen Euro teuren Bau unterzeichnet, doch war sie bereits beim Architektenwettbewerb beteiligt, um ihre Vorstellungen einzubringen. Ein anderes Gebäude, das die CA Immo für die KPMG an der Heidestraße errichtet, ist fast fertig. Der Einzug der Beschäftigten ist für März 2018 geplant.
Während es vor ein paar Jahren noch üblich war, mit dem Bau neuer Bürohäuser erst dann zu beginnen, wenn sich genügend Mieter gefunden haben, ist es mittlerweile anders. Die Nachfrage nach Büros ist so groß, dass Immobilienunternehmen wie die CA Immo Projekte vielfach ohne Vorvermietung starten. „Im Jahr 2017 haben wir mit dem Cube, dem MY.B und dem Apotheker- und Bürogebäude am Kunstcampus gleich drei neue Gebäude mit einem Gesamtinvestment von über 200 Millionen Euro in die Realisierung genommen“, sagt Berlins CA-Immo-Leiter Guido Schütte.
65 Millionen Euro teures Bürogebäude
„Die insgesamt sehr gute wirtschaftliche Situation, aber insbesondere auch die hohe Nachfrage nach Flächen in der Europacity haben uns ermutigt, einen Großteil der Flächen auch ohne Vorvermietung zu starten.“ Fachleute nennen den Bau von Projekten ohne Vorvermietung „spekulativ“. In der Europacity gehört der 100 Millionen Euro teure Cube dazu – ein gläserner Büro-Würfel, der nach Plänen des Kopenhagener Architekturbüros 3XN auf dem Washingtonplatz entsteht.
Die Arbeiten sind im vierten Obergeschoss angekommen Der Bau soll im Jahr 2019 fertig werden. Eigentlich wollte die CA Immo die Immobilie nicht verkaufen, tat es dann aber doch, wegen eines guten Angebots – allerdings mit einer Mietgarantie für zwei Jahre.
Das MY.B ist ein 65 Millionen Euro teures Bürogebäude, das nach Plänen von Henn Architekten an der Heidestraße errichtet wird. Es orientiert sich mit offener Lobby und Coworking-Bereichen an den Vorstellungen von einer neuen Arbeitswelt. Eine zusätzliche Meeting-, Konferenz- und Fitnesszone kann nach Bedarf angemietet werden – für Workshops, Personal-Training oder eine Yogastunde. 2019 soll der Bau fertig sein.
Grundstücke in Top-Lagen
Das Bürogebäude am Kunstcampus entsteht nach Plänen des Architekturbüros Kleihues + Kleihues an der Heidestraße vis-à-vis vom Tour Total. 70 Prozent der Flächen will die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) nutzen. Das Kürzel ABDA stammt noch aus der Zeit, als sich die Vereinigung als Arbeitsgemeinschaft der Berufsvertretungen Deutscher Apotheker bezeichnete. Der Vertrag mit der ABDA sieht vor, dass der Verband seinen Gebäudeteil zunächst für zwei Jahre zur Miete bezieht und anschließend ins Eigentum übernimmt. Die restlichen Flächen des Gebäudes bleiben bei der CA Immo.
Dass die CA Immo am Hauptbahnhof so viele Grundstücke besitzt, hat einen einfachen Grund. Vor zehn Jahren übernahmen die Österreicher für gut eine Milliarde Euro die damalige Bahn-Tochter Vivico, der zahlreiche Immobilien in Top-Lagen gehörten. Die CA Immo kontrolliert nach eigenen Angaben ein Immobilienvermögen von rund vier Milliarden Euro in Deutschland, Österreich und Osteuropa.
Zu den Immobilien gehören sehenswerte Altbauten, darunter die Königliche Direktion am Schöneberger Ufer 1. Rund 15 000 Quadratmeter wurden dort in diesem Jahr vom Bund für die Unterbringung der Bundespolizeidirektion angemietet – für zehn Jahre zahlt der Bund dafür rund 32,4 Millionen Euro Miete.