Hochschulverträge : Berliner Hochschulen bekommen so viel Geld wie nie zuvor

Berlin - Dass Berlin nicht mehr spart wird, bis es quietscht, erfahren nun in besonderem Maße auch die elf staatlichen Hochschulen. Angesichts unerwartet hoher Steuereinnahmen haben sich Senat und Rektoren sehr schnell auf die Eckpunkte der neuen Hochschulverträge geeinigt.

In den nächsten fünf Jahren erhalten die Universitäten und Fachhochschulen demnach jedes Jahr 3,5 Prozent mehr Geld, sagte Wissenschaftssenator Michael Müller (SPD) am Dienstag. Insgesamt steigert der Senat die Zuweisungen an die Hochschulen um 221 Millionen Euro.

„Der Zuwachs ist höher als jemals zuvor, seit es die Hochschulverträge gibt“, sagte Peter-André Alt, Präsident der Freien Universität. Die Zeiten ändern sich: Vor 20 Jahren hatte Berlin die Hochschulverträge eingeführt, um Mittelkürzungen besser zur rechtfertigen.

800 Grundschullehrer jährlich

Nun werde das meiste Geld für Gehaltssteigerungen und Versorgungszahlungen ausgegeben werden, machte Alt klar. Darüber hinaus werden die zusätzlichen Mittel vor allem für zwei Schwerpunkte eingesetzt: Angesichts des gravierenden Personalmangels in Schulen soll die Zahl der Lehramtsabsolventen von derzeit 1000 bis zum Jahr 2022 auf 2000 pro Jahr gesteigert werden. Gut 70 Millionen Euro werden in den Ausbau der Ausbildungskapazitäten investiert. Erstmals machen die Verträge den Universitäten auch klare Vorgaben, für welchen Schultyp wie viele Lehrer ausgebildet werden sollen.

Was die Unis mit dem Geld machen wollen

In wenigen Jahren schon sollen mindestens 800 Grundschullehrer pro Jahr ihr Studium absolviert haben. Diese klaren Vorgaben sollen insbesondere den eklatanten Mangel an Grundschullehrern beheben. Auch für einzelne Fächer wurde die genaue Kapazität bestimmt. Die Uni-Rektoren war über diese detaillierten Vorgaben keineswegs glücklich. Es sei zum Beispiel schwierig, für Mathe, Chemie oder Physik auf Lehramt überhaupt ausreichend Interessenten zu finden, sagte Alt. Auf jeden Fall würden die Kapazitäten für Quereinsteiger im Masterstudium erweitert.

Die Universität der Künste (UdK) will verstärkt Lehrer für Kunst, Musik und Darstellendes Spiel ausbilden. „Für viele Musikschullehrer, die teils prekär beschäftigt sind, ist das eine Chance“, sagt UdK-Präsident Martin Rennert.

Der zweite, ganz wichtige Schwerpunkt ist die bessere Bezahlung der Lehrkräfte. Ihre Mindestvergütung soll künftig von bisher 24,50 Euro auf 35 Euro im Jahr 2018 steigen, eine weitere Erhöhung auf 37,50 Euro folgt im Jahr darauf.

Auch werden endlich mehr Lehrbeauftragte unbefristete Verträge bekommen. Erstmals festgelegt ist nun, dass mindestens 35 Prozent der Lehrbeauftragten einen unbefristeten Arbeitsvertrag bekommen. Während dieses Ziel an der Humboldt-Universität schon nahezu erreicht ist, erzielt die Technische Universität (TU) hier derzeit nur 20 Prozent. Deshalb darf sich die TU dem Ziel ausnahmsweise in kleineren Schritten annähern. Und die Fachhochschulen erhalten erstmals 28 Millionen Euro, um überhaupt einen akademischen Mittelbau einzurichten

Katholiken sollen umziehen

Erwähnung in den Hochschulverträgen findet zudem, dass das Seminar für Katholische Theologie von der FU zur HU wechselt, weil dort nach Gründung des Institutes für Islamische Theologie die Gemeinsamkeit der Religionen betont werden soll. Überraschend regte FU-Präsident Alt nun an, dass die Archäologiewissenschaften dafür nach Dahlem ziehen könnten.

Neu zudem: Die Hochschulen erhalten künftig einen leistungs-unabhängigen Sockelbetrag in Höhe von 45 Prozent der Gesamtzuweisung. Das macht sie unabhängiger. Dieser Betrag lag für Unis bisher bei 34 Prozent, an Fachhochschulen sogar nur bei 26 Prozent.