Hochstapler am BER: Airport-Planer war angeblich nur Zeichner
Berlin - Eines muss man Alfredo di Mauro lassen: An Wagemut fehlt es ihm nicht. Der 52-Jährige plante am zukünftigen Hauptstadtflughafen BER die Anlage 14, den komplexesten Teil der Entrauchungsanlage für das Terminal. Selbst gestandene Ingenieure können an so einem Projekt scheitern.
Di Mauro scheiterte auch, die Anlage funktioniert nicht. Was er verschwieg: Er ist kein gestandener Ingenieur. Wie das Magazin Stern am Dienstag aufdeckte, hat di Mauro lediglich eine Ausbildung zum technischen Zeichner abgeschlossen. Nachdem am Montag containerweise Planungsunterlagen vor einem Einkaufszentrum gefunden worden waren, ist das Pannenprojekt BER damit um eine weitere Episode reicher, die einerseits kurios ist, andererseits ernste Fragen aufwirft.
Laut dem Bericht des Stern gab di Mauro zunächst auf Nachfrage an, einen Ingenieursabschluss erworben zu haben. Auf wiederholte Nachfrage räumte er aber schließlich ein, dass diese Behauptung falsch war. Eine Nachfrage der Berliner Zeitung ließ er am Dienstag unbeantwortet.
Generalplaner und Tüv merkten nichts
Sieben Jahre lang war di Mauro an der Flughafenbaustelle tätig, zunächst als freier Mitarbeiter eines Ingenieurbüros, nach dessen Insolvenz mit zwei eigenen Unternehmen. Er verwendete dabei die geschützte Bezeichnung Ingenieurbüro. Markus Balkow, stellvertretender Geschäftsführer der Bundesingenieurkammer, wundert sich, dass er so weit gekommen ist. „Es ist erstaunlich, dass seine Qualifikation nicht im Rahmen des Vergabeverfahrens abgeprüft wurde“, sagte er der Berliner Zeitung. „Jeder Handwerker muss seinen Meisterbrief vorlegen.“
Der Öffentlichkeit wurde di Mauro vor wenigen Monaten bekannt. Die Technikabteilung der Flughafengesellschaft – damals noch geführt von dem inzwischen unter Korruptionsverdacht stehenden Planer Jochen Großmann – hatte die Zusammenarbeit beendet. Di Mauro protestierte dagegen und behauptete, er habe eine kostengünstige Lösung, um die Anlage zum Laufen zu bringen. Flughafenchef Hartmut Mehdorn entschied sich jedoch für den aufwendigen Umbau, den Großmann konzipiert hatte.
Unklar ist, ob di Mauro Pläne angefertigt hat, für die man tatsächlich über einen Ingenieurtitel verfügen muss.
Das gilt nämlich nur für Unterlagen, die beim Bauamt eingereicht werden. Sonstige Planungsunterlagen darf im Prinzip jeder anfertigen, ob Bäcker oder Zeitungsredakteur. Er sollte aber etwas von dem verstehen, was er tut. Das schien bei di Mauro gegeben. Seine Planungen jedenfalls wurden von den Generalplanern und vom Tüv Rheinland abgenommen. Dass sie unzulänglich waren, fiel niemandem auf.