Homeoffice: Hochprozentig zur Packstation

Mit Desinfektionsmittel bewaffnet macht sich unser Autor auf den Weg durch seinen Kiez.

Berlin-Ich bin gerne daheim, das ist für mich pure Erholung, wie Kurzurlaub ohne Mitmenschen. Wenn ich frei habe, dann nehme ich mir tolle Sachen für die eigenen vier Wände vor, die ich dann allerdings selten wirklich mache: Bücher aussortieren, Fenster putzen, Kleiderschrank ausmisten für den Flohmarkt. Vor meinem geistigen Auge wirbele ich dann geschäftig durch die Bude, in der Realität liege ich stattdessen mit dem Handy auf dem Sofa und scrolle mich durch die Instagram-Geschichten wildfremder Leute.

Manche Desinfektionsmittel helfen nur gegen Bakterien, nicht gegen Viren.
Manche Desinfektionsmittel helfen nur gegen Bakterien, nicht gegen Viren.onw-images/imago images

Ich sortiere in diesen Tagen immer noch nichts aus, und die Fenster könnten auch wirklich mal geputzt werden. Ich liege aber auch nicht mit dem Handy auf dem Sofa, denn ich arbeite von zu Hause aus, wie viele Berliner zur Zeit. Nach rund einer Woche kenne ich allerdings auch schon jeden Winkel meiner Wohnung und jede Taube auf dem Fensterbrett mit Namen. Aber ich will mich nicht beschweren – denn wenn das Zuhause bleiben die Möglichkeit ist, dem Coronavirus Herr zu werden, dann muss das jetzt eben so sein.

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Diese Pandemie nötigt einen ja aber auch zu den blödesten Verrenkungen.Wo sonst wie wild gerempelt und gerast wird, versuchen Menschen jetzt, sich selbst auf dem Bürgersteig weiträumig zu umgehen. Im Supermarkt gibt es Personenvereinzelungsmarkierungen auf dem Boden, man fühlt sich, als würde man selbst auf dem Warenband liegen, und beim Bezahlen spricht man neuerdings gegen eine Plexiglas-Wand wie bei der Passkontrolle in einem osteuropäischen Flughafenterminal.

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Packstation mit Hindernissen

Am Sonnabend hielt ich es nicht mehr daheim aus. Ich hatte zwar schon eingekauft und ein Home-Yoga-Programm absolviert wie schon lange nicht mehr, doch gegen 18 Uhr zog es mich aus dem Haus. Ich wollte zur Packstation, ein willkommener Anlass, noch mal durch den Kiez zu stromern und etwas frische Luft zu schnappen.

Packstation!, fuhr es mir durchs vom Daheimsein ohnehin schon etwas mürbe gewordene Hirn. Packstation bedeutet Display, Display bedeutet Berührung mit den Fingern und den Rest können Sie sich ja ausmalen! Ich konnte die Viren auf der Glasoberfläche förmlich sehen.

Handschuhe kamen nicht in Frage. Mit Handschuhen kann man das Packstation-Display nicht bedienen. Ich zog also los, bewaffnet mit Desinfektionsspray und Taschentüchern und fand mich zehn Minuten später dabei wieder, wie ich die Oberfläche des Eingabefeldes der Packstation mit Desinfektionsspray („Beseitigt 99,99 Prozent aller Viren“) reinigte. So sauber war das Ding noch nie, darauf können Sie sich verlassen.

Man muss sich in diesen Zeiten nur zu helfen wissen. Bleiben Sie gesund!