Humboldt-Universität Berlin: Studenten vermuten Müllers Einfluss hinter Holm-Entlassung
Berlin - Der zurückgetretene Wohnungsbau-Staatssekretär Andrej Holm (parteilos, für Linke) hat nun auch seine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Humboldt-Universität (HU) verloren. Eigentlich wollte Uni-Präsidentin Sabine Kunst am Mittwochmittag bei einer Pressekonferenz erläutern, was sie und das Präsidium zu dieser Entscheidung bewogen hat.
Sie probierte es auch, doch es fiel ihr nicht leicht, sich Gehör zu verschaffen: rund 50 von Holms Anhängern, viele von ihnen offenbar Studenten, protestierten lautstark gegen Holms Kündigung. Sie riefen „Holm bleibt“ und auch „Kunst muss weg“, dieser Ruf ertönte aber wohl wegen seiner Zweideutigkeit nur vereinzelt.
Als Kunst doch zu Wort kam, würdigte sie zunächst Holms bisherige Tätigkeit an der Humboldt-Universität. „Es ist ein Verlust für die HU, sie verliert einen renommierten Soziologen“, sagte Kunst. „Die Anerkennung geht weit über die Studentenschaft hinaus.“
Holm hätte sich eher korrigieren können
Trotzdem habe sie keine Alternative zu einer ordentlichen Kündigung gesehen. Holm habe die HU als seinen Arbeitgeber arglistig getäuscht. Wie berichtet hatte er bei seiner Einstellung im Jahr 2005 auf einem entsprechenden Personalbogen „Nein“ angekreuzt bei der Frage, ob er für die DDR-Staatssicherheit tätig gewesen sei. Er verwies auf die Frage nach dem Wehrdienst und gab an, er habe diesen beim Stasi-Wachregiment Feliks Dzierzynski geleistet – solch ein Dienst wäre kein Hindernis für eine Anstellung gewesen.
Doch die Angabe war falsch. Zwar erhielt Holm als 18-jähriger Stasi-Offiziersschüler im Herbst 1989 Teile seiner militärischen Grundausbildung offenbar auf einem Gelände in Teupitz, das zu Feliks Dzierzynski gehörte. Doch zu keinem Zeitpunkt gehörte er dem Regiment an – wie es auch in seinem offiziellen Lebenslauf beim Senat hieß.
Kunst betonte, Holm habe mehrere Möglichkeiten gehabt, seine Angaben zu korrigieren. Tatsächlich reichte er am 13. Dezember, kurz nach seiner Ernennung, Angaben nach. Doch wiederum erklärte er, dass er bei Feliks Dzierzynski seine Grundausbildung erhalten hätte, was nicht korrekt war.
Studenten glauben der Erklärung nicht
In der Stellungnahme, die er am 12. Januar bei der HU einreichte, sei zudem nicht erkennbar gewesen, dass er die falschen Angaben bedauere. Dies sei ein Grund gewesen, weshalb eine Abmahnung aus Sicht des Präsidiums nicht ausreichend gewesen wäre. „Selbstverständlich haben wir das erwogen“, sagte Kunst. „Hätte Holm sein Bedauern ausgedrückt, dann hätten wir anders entschieden.“
Die anwesenden Studenten schenkten dieser Erklärung keinen Glauben. Sie gaben sich überzeugt, Kunst setze als SPD-Mitglied den Willen des Regierenden Bürgermeisters Michael Müller um. Am Nachmittag besetzten einige von ihnen die Seminarräume des Sozialwissenschaftlichen Instituts, wo Holm bislang lehrte.