Humor in der Politik: Was Berliner von den Bayern lernen können

Der Karneval ist auch für Politiker eine lehrreiche Zeit. In diesem Jahr hätte sich der Berliner Mario Czaja etwas vom Niederbayern Hubert Aiwanger abschauen können. Ein Kommentar.

Wer hat Angst vor dieser Frau? Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP)  bei der Verleihung des „Ordens wider den tierischen Ernst“ beim Aachener Karnevalsverein.
Wer hat Angst vor dieser Frau? Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) bei der Verleihung des „Ordens wider den tierischen Ernst“ beim Aachener Karnevalsverein.Rolf Vennenbernd/dpa

Ist der Fasching dran schuld, dass die FDP aus dem Abgeordnetenhaus geflogen ist? Müssen wir sogar damit rechnen, dass die Ampelkoalition den Karneval nicht übersteht? Derlei dramatische Fragen stellen derzeit sogar kurz Krisen und Krieg in den Hintergrund. Und all das nur, weil eine aufmüpfige FDP-Politikerin den Oppositionsführer durch den Kakao gezogen hat. Für viele, die mit Fasching oder Karneval nichts am Hut haben, ist das natürlich der ultimative Beweis, dass die närrische Zeit am besten schnell vorübergeht.

Andererseits: Gäbe es die merkwürdigen Prunksitzungen nicht, hätten wir keine Ahnung, dass ausgerechnet Alphamänner aus der Politik zur eher sensiblen Sorte Mensch gehören. Der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz etwa. Ihn, den baumlangen Privatflugzeugfreizeitpiloten hat eine eher klein gewachsene Frau aus der FDP als „Flugzwerg“ bezeichnet. Das ist respektlos – und genau der Zweck von Karneval. Von unten nach oben poltern, das ist nun mal die Devise. Da wird auch nicht mit dem Florett gefochten, sondern mit dem Schwert draufgeschlagen.

Trotzdem gab es hinterher mächtig Ärger. Das lag auch am Generalsekretär der CDU. Mario Czaja ist gebürtiger Berliner und daher qua Herkunft Faschingsmuffel. Weswegen er einen folgenreichen Fehler machte: Er forderte für seinen Chef eine Entschuldigung, weil dieser Witz und noch eine Reihe anderer der FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann angeblich unter der Gürtellinie gewesen seien. Die Antwort bekam er prompt: Die Dame empfahl, den Gürtel nicht um den Hals zu tragen. Nun ja, sie war vor ihrem Wechsel in den Bundestag Erste Bürgermeisterin von Düsseldorf. Düsseldorf!

Dass Fasching richtig fies sein kann und das zum Ergötzen vieler, zeigt allerdings der jährliche Auftrieb in Franken, genauer gesagt in Veitshöchheim. Dort finden sich alljährlich alle – und das heißt wirklich: alle – wichtigen Politiker und Honoratioren Bayerns ein und machen sich auf das Schlimmste gefasst. Zu Recht. In Veitshöchheim wird draufgehauen. Auch hier von unten nach oben, weswegen es nicht nur, aber doch meist die CSU-geführte Landesregierung trifft. Oder besser gesagt: Alle gegen Söder. Der sitzt jedes Mal in der ersten Reihe und versucht so zu tun, als mache ihm das nichts aus. Es gelingt ihm aber nie. Ein herrlicher Spaß.

Die beiden Vorsitzenden der Schwesterparteien CDU und CSU sollten sich in diesem Falle ernsthaft den Amtskollegen von den Freien Wählern zum Vorbild nehmen. Hubert Aiwanger wird jedes Jahr besonders ausführlich durch den Kakao gezogen – und er lacht und klatscht am meisten darüber. Respekt!

Für die FDP in Berlin gab es dennoch kein glückliches Ende. Nur den Trost: Es lag bestimmt nicht am Karneval.