Illegales Autorennen: Polizei schnappt Raser und stellt getunten Mercedes sicher
Die Polizei hat in der Nacht zum Sonntag einen 22-jährigen Autofahrer erwischt, der durch den Wedding gerast sein soll. Bei der Kontrolle des Wagens stellten die Beamten fest, dass das Auto mit einem speziellen Steuergerät getunt worden ist. Jetzt wird gegen den gebürtigen Türken ermittelt - wegen Gefährdung des Straßenverkehrs sowie wegen eines verbotenen Kraftfahrzeugrennens.
Mehmed C. und seine drei Kumpels hatten gegen 1 Uhr nicht bemerkt, dass sie seit mehr als 30 Minuten von Polizisten verfolgt worden waren. Sie waren kurz nach Mitternacht am U-Bahnhof Rehberge der Polizeistreife aufgefallen, als sie deutlich schneller als erlaubt durch den Wedding rasten. Als Mehmed C. und seine Begleiter in eine Tankstelle in der Scharnweberstraße gingen, nahmen die Beamten die vier Männer fest.
Die Beamten gehen davon aus, dass die Raserei im Zusammenhang mit einem illegalen Autorennen stand. Sie haben entsprechende Hinweise darauf, teilte die Polizei mit. Entweder der Fahrer habe „trainiert“ oder stünde unmittelbar vor einer Wettfahrt, hieß es am Samstag bei der Polizei.
Technisches Gutachten wird erstellt
Denkbar sei auch, dass sich die Teilnehmer eines Rennens an der Tankstelle treffen wollten, so ein Ermittler. Das sei nicht ungewöhnlich. Nach der Vernehmung konnten der 22-Jährige und seine Begleiter gehen. Zu Fuß. Das Auto wird er eine Zeit lang nicht mehr zu Gesicht bekommen. Mehmet C. hat neben den Ermittlungsverfahren nun auch keinen Führerschein mehr. Den behielt die Polizei.
Das Auto, ein Mercedes Benz C-Klasse 43 AM6 wurde sichergestellt. Der Wagen hat serienmäßig mehr als 360 PS und erreicht eine Spitzengeschwindigkeit von 250 km/h. Der TÜV wurde noch in der Nacht beauftragt, ein technisches Gutachten des mehr als 60.000 Euro teuren Autos zu erstellen.
Idealer Ort für illegale Rennen
Berlin gilt in der Szene als idealer Ort für illegale Rennen. Immer wieder verursachen Rennen Opfer, immer wieder werden auch unbeteiligte Verkehrsteilnehmer in Mitleidenschaft gezogen. So starb im Februar 2016 auf der Tauentzienstraße ein Senior. Zwei junge Männer, die sich mit 160 km/h ein Rennen lieferten, hatten den Autofahrer übersehen und dessen Fahrzeug gerammt. Der Jeep flog 70 Meter weit. Der Mann war auf der Stelle tot. Das Berliner Landgericht verurteilte die Raser wegen Mordes zu lebenslanger Haft. Es war das erste Mal in Deutschland, dass Teilnehmer eines solchen Rennens wegen Mordes verurteilt wurden.
Das Urteil des Berliner Landgerichts ist allerdings noch nicht rechtskräftig. Bislang gab es für solche Rennen deutlich mildere Urteile. Illegale Rennen sind seit vergangenen Jahr keine Ordnungswidrigkeit mehr, sondern eine Straftat. Damit kann die Polizei sofort reagieren. Dazu zählt die sofortige Sicherstellung der Fahrzeuge. Die seien das Heiligste für die jungen Fahrer und für sie ein schwerer Verlust, sagte ein Polizist. Laut Paragraf 315d des Strafgesetzbuches werden nun nicht genehmigte Wettfahrten bis zu zehn Jahren Gefängnis bestraft.
Verschärfte Kontrollen
Nach dem tödlichen Unfall verschärfte die Polizei ihre Kontrollen und führt seitdem regelmäßig Schwerpunktkontrollen in der Tuningszene durch. Kurfürstendamm und Tauentzienstraße gelten als besonders frequentierte Straßen. Doch auch die Karl-Marx-Allee in Mitte sowie die Müllerstraße im Wedding wird zu Wettfahrten genutzt. Immer wieder klagen Anwohner über das lautstarke Motorengebrüll bei Autorennen. Nach Ansicht der Polizei sind die Rennen zufällig und spontan verabredet.
Zuletzt hatten sich im November vergangenen Jahres zwei Autofahrer in Neukölln mit einem Lamborghini (600 PS) und einem Audi R8 (540 PS) ein Rennen geliefert. Bei dem Rennen in einer Tempo-30-Zone in der Silbersteinstraße wurden zwei Personen verletzt. Auf Anordnung der Staatsanwaltschaft wurden die Sportwagen sowie die Führerscheine der 20- und 24-jährigen Fahrer beschlagnahmt. Die beiden Fahrer verloren sofort ihre Führerscheine, und ihre Autos im Wert von mehr als 100.000 Euro. Die Raser sind zumeist zwischen 18 und 25 Jahre alt. Jährlich werden in Berlin rund 100 Rennen angezeigt.