In der PushTan-Hölle: Wie mich eine App in den Wahnsinn trieb

Das digitale Zeitalter macht vieles leichter und nimmt uns eine Menge ab. Wie beispielsweise die Sparkassen-App. Manchmal muss man aber trotzdem selbst denken.

PushTan-App der Sparkasse: Funktioniert gut. Wenn man weiß, wie man’s machen muss.
PushTan-App der Sparkasse: Funktioniert gut. Wenn man weiß, wie man’s machen muss.imago images

Onlinebanking ist eine feine Sache und ist mit den Jahren zwar sicherer, aber keineswegs einfacher geworden. Rubbelte man früher irgendwelche Nummern auf einem abgeschrabbelten Papier frei, muss man sich heute mit verschiedenen Apps und Mehr-Faktor-Verifizierung ausweisen, bevor man Bankgeschäfte tätigen kann.

„Auftrag freigeben“ antwortet nicht

Eigentlich keine schlechte Sache, so meine laienhafte Vorstellung, das klingt doch alles nach mehr Sicherheit für mein Erspartes. Nun ist es nicht so, dass es sich dabei um nennenswerte Beträge handeln würde, aber ab und an muss ich ran ans gesparte Geld.

Unlängst kaufte ich mir ein neues Sofa, das ein ordentliches Loch in mein Konto riss, und ich wollte etwas Geld von einem anderen Konto übertragen, um das Loch zu stopfen. Also eigentlich alles wie immer. Ich loggte mich auf meinem Konto ein, überwies mir selbst den Betrag, oder besser: übertrug den Betrag, und wollte dann den Auftrag mit der App meiner Bank freischalten. Dazu muss man sich auch hier einloggen und dann die gewünschte Summe freigeben. Man drückt auf einen Button und das Geld wird überwiesen, was einem die Website dann wiederum bestätigt.

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Ich drückte „Auftrag freigeben“. Das rote Feld reagierte nicht. Ich drückte erneut. Nichts. Ich begann etwas ärgerlicher mit dem Zeigefinger auf mein Handy zu hacken. Das Feld reagierte nicht. App kaputt, dachte ich in einfacher Sprache und löschte die App von meinem Handy, lud sie erneut, verifizierte mich, loggte mich ein, überwies und drückte den Button „Auftrag freigeben“. Nichts, wieder nichts, wie ein Specht hackte ich auf das aufreizend rote Feld.

Ist nicht ganz bewusst dasselbe wie bewusstlos?

Ich rief die Bank an, die Nummer für Privatkunden. Belegt. Ich rief die Nummer für Onlinebanking an. Belegt. Privatkunden: belegt. Onlinebanking: belegt. Ich probierte es bestimmt zehn Mal. Entnervt gab ich auf. Zwischendurch hackte ich auf das Handy. Alles unverändert, ich blieb abgeschnitten vom Onlinebanking, vom digitalen Leben, vom Hier und Jetzt. So fühlte es sich wenigstens für einen Moment an.

„Gib doch mal PushTan in der Suche ein“, riet mir die IT lapidar, nachdem ich mein Anliegen vorgebracht hatte und zur Bestätigung entrüstet auf mein Handy klopfte.

Mit einer Vorahnung schlich ich an meinen Rechner und gab PushTan in die Suche meiner Bank ein. „Die Freigabe einer Zahlung oder sonstiger Transaktionen ist eine Sache, die man als Nutzer immer ganz bewusst und überlegt durchführen sollte. Bisher genügte eine einzige kurze Berührung des Freigabe-Buttons auf dem Smartphone und die Aktion wurde freigegeben. Unter Umständen zu schnell, um noch einmal genau über die Freigabe nachdenken zu können. Und nach der Freigabe ist ein Stopp der ausgelösten Aktion in vielen Fällen nicht mehr möglich!“

Aha. Und weiter: „Die Entwickler bedienten sich aus diesem Grund der seit vielen Jahren bekannten Gestensteuerung, welche von vielen Smartphones bekannt ist. Um eine Aktion auszulösen (z. B. das Smartphone entsperren) muss dabei eine bewusste Geste mit dem Finger ausgeführt werden. Im Falle der PushTAN-App ist dies ein Wisch mit dem Freigabebutton von links nach rechts.“

Aufgeregt probierte ich es direkt aus und so war’s dann: Man muss zur Freigabe nun wischen und nicht mehr drücken. Ich war erlöst. Wäre nur schön gewesen, wenn mir jemand diese grandiose Neuerung mitgeteilt hätte. Oder hatte ich vielleicht mal wieder nicht richtig hingehört oder den Brief der Sparkasse nicht gelesen? Egal, das kann man in digitalen Zeiten wirklich nicht mehr von mir verlangen!