In der S-Bahn erinnern die englischen Corona-Hinweise an Gangsta-Rap

Und Kontrolleure überprüfen nur die Fahrscheine, falsch getragene Masken werden nicht beanstandet.

Im öffentlichen Nahverkehr sind nicht nur Fahrscheine, sondern auch ein Mund-Nasen-Schutz vorgeschrieben.
Im öffentlichen Nahverkehr sind nicht nur Fahrscheine, sondern auch ein Mund-Nasen-Schutz vorgeschrieben.dpa

In den öffentlichen Verkehrsmitteln stößt man derzeit auf einen klassischen Fall von Lost in Translation, auf ein Gefühl vom Verlorensein in der Übersetzung. Die Durchsage in der S-Bahn weist wiederholt auf die Einhaltung der 3G-Regeln hin, erst auf Deutsch, dann auf Englisch, was insofern lustig ist, weil keine der englischen Übersetzungen von geimpft, genesen oder getestet mit einem G beginnt.

Dafür klingt die Durchsage „three g“ immerhin wie aus einem der Gangsta-Rap-Songs der 1990er-Jahre, in denen das G für Gangsta häufig schön lang gezogen wurde: „Geeeee.“

Kurz nach der Durchsage steigen ein paar Kontrolleure ein, die ihrer Berufsbezeichnung eben dadurch alle Ehre machen, dass sie kontrollieren – allerdings ausschließlich die Fahrscheine. Ein Mann von der Gestalt eines ausgewachsenen Braunbären grinst einen der Kontrolleure an. Es ist kurz nach zehn am Vormittag, in der Hand hält er eine geöffnete Getränkedose mit Rum-Cola-Mix, seine Maske sitzt weit unter dem Kinn.

Kein Grund zur Beanstandung, denn er kramt augenblicklich einen gültigen Fahrschein aus der Tasche.

Auch das Sicherheitspersonal, das ein paar Stationen später einsteigt, verzichtet auf einen kritischen Rundumblick und macht es sich auf einer Sitzbank gemütlich, wenngleich in Sicht- und Hörweite eines Herren, der in der hintersten Ecke des Waggons sitzt und in ein Telefonat vertieft ist, für das er sich seiner OP-Maske entledigt hat, wohl weil er fürchtet, sein Gesprächspartner könne ihn durch den dünnen Stoff hindurch nicht verstehen. Zu allem Überfluss fängt er nun auch noch an, sich in der Nase zu bohren, was tatsächlich sehr defensiv formuliert ist angesichts des Fingers, der sich bald mehr innerhalb als außerhalb befindet.

Zum Glück steht an der nächsten Haltestelle der Umstieg in die U-Bahn an, wo die Bemühungen für einen optimalen Infektionsschutz sogleich deutlich erhöht werden. Um einen optimalen Luftaustausch zu gewährleisten, prangt an einem Fenster des Abteils ein großer Aufkleber: „Lass mich bitte offen“, steht darauf, darunter in Englisch: „Leave me open, please“. Das scheint deutschsprachigen wie internationalen Fahrgästen gleichermaßen egal zu sein, denn das Fenster ist geschlossen.