Berlin-Die in Großbritannien vor einem Monat in einem Kühl-Lastwagen tot aufgefundenen 39 Vietnamesen sind offenbar zum Teil über Berlin geschleust worden. Das haben Recherchen des rbb und der niederländischen Redaktion Argos ergeben.

Demnach hielt sich beispielsweise die 19-jährige Thi N. knapp vier Wochen vor ihrem Tod in der deutschen Hauptstadt auf. Die Auswertung ihres Facebook-Profils hat ergeben, dass die junge Frau bereits im August ihr Heimatdorf 170 Meilen südlich von Hanoi verlassen hatte. Die Route der Schlepper führte sie zunächst über China und über einen bislang unbekannten Weg nach Berlin. Von dort wurde sie in den belgischen Hafen von Zeebrugge gebracht, wo sie schließlich in dem tödlichen Container nach Essex in Großbritannien verschifft wurde.
31 Männer und acht Frauen verloren ihr Leben
Am 23. Oktober waren in einem Kühllaster in einem Ort in Essex nahe London 39 Leichen entdeckt worden. Vermutlich wurden die 31 Männer und acht Frauen auf diesem Weg ins Land geschmuggelt. Der Fahrer des Lastwagens muss sich wegen Totschlags in 39 Fällen verantworten. Er soll am kommenden Montag in London vor Gericht erscheinen. Im Zusammenhang mit dem Fall hatte es drei weitere Festnahmen in Großbritannien gegeben. Auch in Irland und Vietnam waren mehrere Verdächtige festgenommen worden.
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Seitdem gab es weitere Fälle, bei denen Menschen in Kühllastwagen entdeckt wurden. Berichte über Todesfälle hat es bislang aber nicht mehr gegeben. In den vergangenen Jahren hat die illegale Schleusung von jungen Vietnamesen nach Westeuropa stark zugenommen.
Die Route führt dabei häufig über Russland, die baltischen Staaten und Polen nach Berlin. Viele der aus ärmlichen Verhältnissen stammenden Vietnamesen werden nach einem Aufenthalt in Berlin von international operierenden Schleuserbanden weiter nach Großbritannien gebracht, wo sie häufig in Cannabis-Plantagen oder Nagelstudios dazu gezwungen werden, ihre Schulden bei den Schleusern abzuarbeiten.