Teures Berlin: Lebensmittelpreise steigen stärker als im Bundesdurchschnitt
Die Teuerungsrate lag im Januar in Berlin bei 8,8 Prozent. Der Warenkorb zur Berechnung der Inflation wurde neu gefüllt. Was rausflog und was reinkam.

Die Inflation zieht wieder an. Nachdem die Teuerungsrate in Berlin im Dezember von zuvor 9,1 auf 7,9 Prozent gefallen war, legte die Inflation im Januar wieder zu. Nach Angaben des Amts für Statistik Berlin-Brandenburg kosteten Waren und Dienstleistungen zu Jahresbeginn in der Stadt 8,8 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Und schon damals waren die Verbraucherpreise um 4,8 Prozent gestiegen. Bundesweit lag die Teuerungsrate in diesem Januar bei 8,7 Prozent.
Den Hauptgrund für die neu entfachte Teuerung lieferten die Energiepreise. War das Teuerungstempo dort zuvor noch vor allem durch die Dezember-Hilfe auf 16,2 Prozent gedrosselt worden, so wirkte sich deren Wegfall freilich auf die Januar-Inflation aus. So wurden Haushaltsenergie und Kraftstoffe im Januar wieder 21,1 Prozent teurer. Die Gaspreise stiegen um 73,4 Prozent, die für Heizöl um 34,4 Prozent. Kohle und Pellets kosteten 77,2 Prozent mehr. Kraftstoffe wurden 4,4 Prozent teurer.
Bei Nahrungsmitteln blieb die Teuerung indes auf dem höchsten Niveau seit der Wiedervereinigung. „Der Preisanstieg bei Lebensmitteln ist weiterhin mehr als doppelt so hoch wie die Gesamtteuerung“, sagt Katrin Schoenecker, Co-Chefin des Referats Preise im Amt für Statistik Berlin-Brandenburg. Im Januar lag sie mit 21,0 Prozent nur knapp unter dem im Dezember markierten Rekordwert von 21,3 Prozent. Damit stiegen die Nahrungsmittelpreise in dieser Stadt erneut ebenso schnell wie die für Energie. Bundesweit wurden Nahrungsmittel im Januar um 20,3 Prozent teurer.
Von der Teuerung betroffen waren wiederum nahezu alle Lebensmittelgruppen. Besonders gebräuchliche wurden allerdings überdurchschnittlich verteuert. So musste etwa für Weizenmehl im Januar in Berlin 78,9 Prozent mehr bezahlt werden als ein Jahr zuvor. Der Aufschlag für Zucker lag bei 81,1 Prozent. Quark wurde 68,0 Prozent teurer. Schnittkäse kostete 48,8 Prozent mehr. Die Preise für Sonnenblumen- oder Rapsöl gingen um 80,0 Prozent nach oben.
Erzeugerpreise für landwirtschaftliche Produkte zuletzt weniger stark gestiegen
Das ist durchaus erstaunlich, zumal die Erzeugerpreise für landwirtschaftliche Produkte im Dezember zwar ebenfalls um 29,7 Prozent gestiegen waren, aber weniger stark als in den Monaten zuvor. Denn im November lag die Teuerung der Erzeugerpreise noch bei 31,9 Prozent und im Oktober bei 37,9 Prozent. Immerhin: Tomaten kosteten in den Supermärkten im Januar 21,7 Prozent weniger. Äpfel waren 5,0 Prozent billiger.
Was in Deutschland und in Berlin wie viel teurer oder billiger wurde, wird jeweils zur Monatsmitte von den Statistischen Landesämtern und dem Statistischen Bundesamt ermittelt. Grundlage dafür ist ein virtueller Warenkorb, der fast alles enthält, was zum täglichen Leben benötigt wird. Der Inhalt reicht von Nahrungsmitteln über Bekleidung, die Ausgaben für die Wohnung und Kultur bis zu Versicherungspolicen und dem Sprit für das Auto. 650 Produkte und Dienstleistungen waren es bislang in der Summe.
Da für die Berechnung der Inflation das Verbrauchsverhalten der privaten Haushalte bestmöglich abgebildet werden soll, wird die Zusammenstellung des Warenkorbs alle fünf Jahre aktualisiert. Das ist nun gerade geschehen, und auch die Januar-Inflation wurde erstmals nach neuen Kriterien berechnet. Dabei wurde der Warenkorb vor allem größer.
Laut Statistikerin Schoenecker umfasst der Warenkorb nun fast 700 Positionen. „Vegane und vegetarische Produkte waren dort bislang kaum zu finden“, sagt Katrin Schoenecker. Jetzt werden für die Preisermittlung auch Soja- und Hafermilch oder Antipasti auf Gemüsebasis berücksichtigt. Neu sind aber auch E-Zigaretten und Smartwatches, Rauchmelder und Energydrinks, Gehhilfen und Abos für E-Paper von Tageszeitungen. Dafür wurden die Leihgebühren in Videotheken und Maklergebühren aus dem Warenkorb geworfen.
Darüber hinaus wurden die einzelnen Preiskategorien für die Berechnung der Inflation neu gewichtet. Grundlage dafür war das Verbrauchsverhalten der Bundesbürger in den vergangenen drei Jahren, die allerdings maßgeblich von der Pandemie geprägt waren. Folge: Pauschalreisen haben in der Inflationsberechnung jetzt nur noch einen Anteil von 1,3 statt zuvor 2,7 Prozent. Homeoffice und damit verbundener Autoverzicht ließen die Bedeutung der Kraftstoffpreise sinken. Und da während Corona auch mehr zu Hause gekocht und gegessen wurde, beeinflussen die Nahrungsmittelpreise die Inflation neuerdings zu 10,5 statt bislang zu 8,5 Prozent. Mit dem aktuellen Verbrauchsverhalten hat das alles allerdings nicht mehr sehr viel gemein.