Internationale Luft- und Raumfahrtausstellung: Luftkrieg in Schönefeld

Berlin - Es gibt kleine Propellerflugzeuge, Boeing 747, Airbus 380 – und eben auch Eurofighter, Tiger-Kampfhelikopter und Patriot-Raketen. Letzteres ist dann schon Luftfahrt im allerweitesten Sinne.

Die Internationale Luft- und Raumfahrtausstellung in Schönefeld ist inzwischen neben Le Bourget (Frankreich) und Farnborough (England) zu einer der größten Rüstungsmessen Europas geworden. In diesem Jahr melden die Veranstalter – das sind der Bundesverband der Luft- und Raumfahrtindustrie und die landeseigene Messe Berlin – eine Rekordbeteiligung aus aller Welt. Ein Drittel der rund 1.240 Aussteller kommt laut Veranstalter aus der Rüstungsindustrie. Gefühlt sind es aber mehr als ein Drittel. Das Militär ist allgegenwärtig.

An den ersten drei Fachbesuchertagen der Messe, die am Dienstag eröffnete, sind vor allem Herren in Anzügen und in Uniformen anzutreffen, dazwischen auch Männer vom Fach, die von Fliegerclubs oder Fachzeitschriften kommen. Ab Freitag kann jeder die Show besuchen. Dann werden zwischen den Bratwurstbuden wohl auch Hüpfburgen aufgebaut und Tanzgruppen auftreten, so wie in den früheren Jahren.

Raketen neben Passagierflugzeugen

Und die Leute werden Schlange stehen. Nicht nur, um den Jumbojet von innen zu sehen, sondern auch die C17 A Globemaster, das größte Transportflugzeug der US-Luftwaffe. Innen ähnelt es einer Fabrikhalle, am Boden sind Ösen zum Verzurren der Fracht. In so einem Flugzeug wurde das berühmt-verstörende Foto aufgenommen, das zeigt, wie am Boden verzurrte Terrorverdächtige mit Säcken über dem Kopf nach Guantanamo geflogen wurden. Der freundliche Pilot, der den Fachbesuchern gern das Cockpit erklärt, will sich dazu aber nicht äußern.

In einer der Ausstellungshallen hat der Diehl-Konzern eine Innenkabine eines Passagierflugzeugs aufgebaut und präsentiert verschiedene Gepäckablagen, an denen man sich nicht mehr den Kopf stoßen soll. Ein paar Meter weiter, in Nachbarschaft zum Stand der freundlichen Lufthansa, sind tödliche lasergesteuerte Sidewinder-Raketen der Firma Diehl zu bestaunen, mit denen man Talibane beschießen – aber eben auch Hochzeitsgesellschaften treffen kann.

Zivile und militärische Luftfahrt sind hier harmonisch verquickt: Bei der Firma Eurocopter, die für ihre ADAC-, Feuerwehr- und Polizeihubschrauber bekannt ist, sind auf dem Boden großkalibrige Maschinengewehrpatronen (die fahren ja gewissermaßen auch durch die Luft) aufgereiht. Neben einem Ultraleicht-Flugzeug steht eine Kabine des Tornado-Düsenjägers.

Gewachsen unter Rot-Rot

Während schon Eisenhower 1961 vor den Verflechtungen und Einflüssen des „militärisch-industriellen Komplexes“ warnte und diesen Begriff populär machte, umschreiben die ILA-Veranstalter es heute lieber so: „Ihr umfangreiches Segment für militärische Luftfahrt, Sicherheit und Verteidigung macht die ILA Berlin Air Show zu einer der wichtigsten wehrtechnischen Messen Europas. Zu den Besonderheiten der ILA zählt, dass sie Unternehmen und Streitkräfte in einer einzigen Veranstaltung partnerschaftlich zusammenführt. Die ILA ist damit die optimale Plattform für den internationalen Dialog zwischen Politik, Industrie und Streitkräften.“

Gewachsen ist die Rüstungsmesse in den vergangenen Jahren unter einer rot-roten Brandenburger Regierung und unter einem rot-roten Berliner Senat – zusammengesetzt aus den Sozialdemokraten, die im Bundestag immer wieder schärfere Kontrolle von Rüstungsexporten anmahnen, und ihren Friedensfreunden der Linkspartei.

Und so ist schon seit Jahren bei der ILA auch der amerikanische Black-Hawk-Helikopter ausgestellt. Ein freundlicher Sergeant erzählt, dass er mit der Maschine in Afghanistan schon etliche Verwundete im Gefecht geborgen habe. Er hat auch den Spielfilm „Black Hawk Down“ von Ridley Scott gesehen. „Ziemlich real“, findet er. Der Film handelt von jenem US-Desaster mit vielen toten Soldaten 1993 in Mogadischu.

Nicht weit entfernt steht ein 31-jähriger Hauptfeldwebel der Bundeswehr und erzählt über die kleine Aufklärungsdrohne Luna. Sie funktioniere mit Infrarot und Tageslichtkamera. „Sie ist 40 Kilo schwer, kann sechs Stunden in der Luft bleiben und hat einen Zweitaktmotor mit sechs kW Leistung – ähnlich wie Ihr Rasenmäher. Die Truppen fühlen sich dadurch sicher“, sagt der Hauptfeldwebel, der bis vor kurzem in Afghanistan war und die ILA in Berlin als Abwechslung genießt.

Bomberjacken in Kindergrößen

Überhaupt spielen Drohnen in diesem Jahr eine große Rolle. Der Stolz der Bundeswehr ist ihre nagelneue Euro Hawk, die nonstop von Berlin nach Tokio und zurück fliegen könnte. Das Erzeugnis von Northrop Grumman wurde von EADS mit deutscher Spionagetechnik ausgestattet und kann sogar Fernsehsendungen mitschneiden und SMS absaugen. Und natürlich hat die Bundeswehr als größter Einzelaussteller einen blauen Container aufgebaut, um darin für eine spannende Karriere zu werben.

Ziviles gibt es übrigens auch zu sehen: So sind in einer kleinen Ecke am Ende des Rollfeldes Tragschrauber und kleine Propellerflugzeuge ausgestellt, und auch der blaue Red-Bull-Flieger steht herum. Und weil die ILA auch das Wort Raumfahrtmesse in ihrem Titel trägt, sind in einer Halle ein paar Exponate von Satelliten ausgestellt.

Die jungen Militärfans werden bei den Publikumstagen ebenfalls auf ihre Kosten kommen. An einem Verkaufsstand sind Bomberjacken in Kindergrößen zu erwerben. Und wem es gefällt, der kann Bausätze für deutsche Panzermodelle aus dem Zweiten Weltkrieg mitnehmen. Irgendwie passt auch das zu der Messe.