„Iron Sky“: Blut ist immer gut
Berlin - Udo Kier kam nach Berlin, als Nazi. In „Iron Sky“ – einer der lustigsten und beliebtesten Filme der diesjährigen Berlinale – spielt der 67-Jährige den Hitler-Nachfolger Kortzfleisch, der mit seinem Gefolge auf die dunkle Seite des Monds geflüchtet war und jetzt die Rückeroberung der Erde plant. Nach dem ersten Kaffee ist Kier aufgeräumter Stimmung und redet ohne Punkt und Komma. Hier eine stark gekürzte Fassung des Gesprächs.
Herr Kier, dies ist nicht ihr erster Auftritt als Nazi.
Ja, aber das waren alles Komödien. Ich habe mit Christoph Schlingensief „100 Jahre Adolf Hitler“ gemacht. Das war extrem, denn der Film war schwarz-weiß und in einer Nacht gedreht, wir sind morgens in den Bunker und kamen abends wieder raus, da waren die Dreharbeiten eigentlich fertig. Dann war ich in „Mrs. Meitlemeihr“ Adolf Hitler als Frau, eine schwarze Komödie, die hat mir sehr gut gefallen. Und bei Tarantino in „Grindhouse“, kurzer Auftritt bei Rob Zombie in „The Werewolf Women of the SS“ – und jetzt dieser Film. Ich habe den Film übrigens in Berlin zum ersten Mal gesehen und es war angenehm, dass er beim Publikum angekommen ist.
Wäre es für Sie reizvoll, mal in einen ernsten Nazifilm zu spielen?
Ich weiß nicht, mit zunehmendem Alter so einen alternden General spielen? Bei „Grindhouse“ habe ich das erste Mal eine richtige Uniform angehabt, schwarze Hose, schwarze Stiefel und den silbernen Totenkopf auf der Uniform und da habe ich mehr verstanden, was für eine vollkommene Machtuniform das war. Ich bin aber noch einen Schritt weitergegangen und habe ein Taschentuch mit vier Totenköpfen machen lassen. Aber es ist ja überhaupt so, dass Ausländer wie Lars von Trier oder Skandinavier überhaupt viel besser eine Komödie über Nazis drehen können. Deutsche können das eben nicht, es ist ja auch ein sehr dunkler Moment in der deutschen Geschichte. Aber als ich „Iron Sky“ gestern gesehen habe – man spürt, dass das eine Gruppe von Menschen ist, die Spaß hat. Die spielen ja. Ich spiel’ ja auch, wenn ich da mit meinem alten hochpolierten Volkswagen mit den Fähnchen drauf um die Ecke biege. Es ist doch nur ein Film.
Ist das Böse in Berlin für Sie besonders greifbar, hier, im Zentrum?
Nein, dafür habe ich gar keine Zeit, das zu spüren. Aber als junger Mann wurde ich in Paris oder New York damit konfrontiert. Es ging mir öfter so, dass ich stehen gelassen wurde, wenn sie hörten, dass ich Deutscher war. Aber das hat sich ein bisschen gelegt. Und man muss ja auch nicht wegen der dunklen Geschichte mit der Nase auf dem Boden durchs Leben gehen. Man darf natürlich auch sagen, ich hab damit nichts zu tun. Und ich liebe Macht. Wer hat denn nicht gern solche Bauten. Die Amerikaner übernehmen sie in jedem zweiten Werbefilm. Und Leni Riefenstahl kopieren sie alle!