Kabeldiebstahl bei Berliner S-Bahn: Die Polizei kann nicht jede Strecke schützen

Diebe entwendeten Signalkabel für die Berliner S-Bahn in Pankow. Das führte zu mehreren gesperrten Strecken. Geklaut wird aber nicht nur Kupfer.

Bahnstrecken enthalten viel Metall aller Art. Bei einem Diebstahl ist der Schaden für die Bahn viel größer als der Gewinn für die Diebe.
Bahnstrecken enthalten viel Metall aller Art. Bei einem Diebstahl ist der Schaden für die Bahn viel größer als der Gewinn für die Diebe.dpa/Lukas Fortkord

Der aktuelle Kabeldiebstahl bei der Berliner S-Bahn hat gravierende Auswirkungen auf den Zugverkehr. In der Nacht zu Sonnabend wurden zwischen den Bahnhöfen Bornholmer Straße und Pankow rund 30 Meter Signalkabel gestohlen. Betroffen sind die Linien S2, S8 und S85. Die Reparatur soll laut S-Bahn voraussichtlich bis Donnerstagmorgen dauern.

„Diese Größenordnung von Kabeldiebstahl ist ein herausragender Fall“, sagte Jens Schobranski, Sprecher der Bundespolizei, am Montag. Zu den Tätern gebe es noch keine Erkenntnisse. Steigende Preise für Buntmetall sorgen seit Jahren für zahlreiche Diebstähle. In der ersten Hälfte dieses Jahres gab es laut Schobranski in Berlin und Brandenburg 70 Fälle von Metalldiebstahl an Bahnstrecken. 2019 waren es 161 Fälle, 2020 erfasste die Bundespolizei 189 und im vergangenen Jahr wurden 176 Fälle registriert. Die Aufklärungsquote schwankt um zehn Prozent.

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Die Täter haben es unter anderem auf Signal- und Erdungskabel abgesehen. Beliebt sind nach Angaben der Konzernsicherheit auch Fahrdraht, Klemmen und Verbinder aus Kupfer. Auch Eisenteile kommen weg, etwa Klammern, die die Schienen an den Schwellen halten.

Die Zahl der Diebstähle schwankt mit den Metallpreisen. Nach einem Rückgang in den Sommermonaten steigt der Preis für Kupfer gerade wieder. Beim Schrotthändler erhält man für ein Kilo Kupfer, je nach Qualität, bis zu 6,50 Euro.

Von Bahn-Baustellen verschwinden ganze Kabeltrommeln

Metalldiebstahl ist mittlerweile unter Kriminellen eine Art Sport geworden. Oft hat die Polizei es mit Gelegenheitstaten oder Beschaffungskriminalität von Drogenabhängigen zu tun. Allerdings sind auch organisierte Banden am Werk. 2019 verschwanden von einer Bahn-Baustelle 130 Stahlträger, die jeweils eine Tonne wogen.

Anfang dieses Monats wollten professionelle Buntmetalldiebe fast acht Tonnen Kupferkabel in Berlin bei einem Schrotthändler zu Geld machen. Sie hatten kurz zuvor bei Rostock die Kabel bei der Deutschen Bahn gestohlen.

Ein Zeuge hatte die Täter dabei beobachtet, wie sie drei Trommeln mit Kupferkabel und weitere Kabelstücke bei dem Händler abluden. Als die alarmierte Berliner Polizei das überprüfte, erklärte der Schrotthändler den Beamten, dass der Lieferant das Material abgeben wollte. Dazu habe dieser eine Kopie eines Ausweises vorgelegt. Der Betreiber des Schrotthandels habe das aber abgelehnt und einen Ausweis im Original verlangt. Der Ablader sei daraufhin losgefahren, aber nicht wiedergekommen.

Anhand der Nummern auf den Trommeln war schnell klar, dass die Ladung von einer Rostocker Bahn-Baustelle entwendet worden war. Die Fahndung nach den Tätern läuft. Gerade Baustellen seien für Diebe interessant, sagte Schobranski. Die würden von Bundespolizisten, auch in Zivil, überwacht. Allerdings gebe es aufgrund des großen Streckennetzes viele Tatgelegenheiten, sagte er. Lückenlos absichern könne man die Strecken nicht.