Käfer, Grille und Co.: Was hält Berlin von Insekten in Lebensmitteln?

Die EU hat zwei weitere Insektenarten für den Verzehr autorisiert. Finn möchte sie probieren, Ilaria besser nicht. Wie ticken die Berlinerinnen und Berliner?

Würmer auf dem Bütterken: sicherlich nicht jedermanns Geschmack. Für die meisten Befragten aber wohl mal einen Test wert.
Würmer auf dem Bütterken: sicherlich nicht jedermanns Geschmack. Für die meisten Befragten aber wohl mal einen Test wert.imago

Heuschrecken, Mehlwürmer und Larven: Diese „Delikatessen“ dürfen mittlerweile in europäischen Lebensmitteln enthalten sein. Die Liste der zum Verzehr autorisierten Insekten wird immer länger. Am 24. Januar hat die EU grünes Licht für den Verkauf von Larven und Grillen gegeben, daraus dürfen Pulver und Teig hergestellt werden. Mehr als zwei Milliarden Menschen auf der ganzen Welt essen bereits Insekten, vor allem in Afrika, Asien, Südamerika und Australien.

Zumindest mal probieren

Für viele Europäer ist jedoch schon die Vorstellung einer frittierten Heuschrecke der reinste Horror. Andere sehen in einer derartigen Ernährungsumstellung eine Möglichkeit, um sich nachhaltig zu ernähren und dem Klima nicht zur Last zu fallen. Aber gibt es in den Berliner Supermärkten schon solche Produkte und was halten Berlinerinnen und Berliner eigentlich davon? Wir haben sie gefragt.

„Ich denke, dass es eine gute Sache ist. In anderen Kulturen isst man die doch auch problemlos“, meint Lehrer Nikola mit seinem Kind auf dem Arm. „Es ist nicht anders, als Garnelen und Meeresfrüchte zu essen“, meint er. Wie er schrecken die meisten Befragten nicht vor Insekten zurück und würden sie zumindest mal probieren.

„In meinem Land isst man keine Kakerlaken, aber Skorpione, ich kenne das schon“, erzählt Khoi, er kommt aus Vietnam. Er würde bereits Insektenprodukte verzehren, aber am wichtigsten sei für ihn eine gründliche Qualitätskontrolle, betont Khoi. „Die Produkte müssen getestet werden, um zu prüfen, ob beim Verzehr irgendwelche Nebenwirkungen entstehen können“, sagt er.

„Ich habe sie noch nicht probiert, aber werde es tun, wenn es so weit sein wird.“ Der Berliner Finn findet die Idee gar nicht mal so schlecht: „Es ist eine Lösung, um Proteinquellen zu bekommen, die nicht auf Massentierhaltung beruhen.“ Auf die Frage, ob er Fleisch mit Insekten ersetzen würde, antwortet er: „Ersetzen würde ich es nicht, aber ich sehe dies als eine gute langfristige Alternative zum Fleisch.“

In Supermärkten fehlt noch jede Spur von Insekten

Aber darauf, Insekten zu probieren, muss Finn noch warten. Zwar wurden vergangene Woche in der EU zwei weitere Insektenarten zugelassen, es mangelt aber noch an Produzenten. „Insektenbasierte Nahrungsmittel haben wir nicht auf Lager“, antwortet der Geschäftsleiter eines bekannten deutschen Biomarkts. „Wir haben auch nicht die Absicht, diese in der nahen Zukunft anzubieten.“ Viele der Speiseinsekten für Lebensmittel auf dem deutschen Markt stammen aus den Niederlanden. Dort steht in Bergen op Zoom auch die größte Insektenproduktion und Weiterverarbeitung der Welt, die Firma Protix.

„Im Moment würde ich sie nicht essen“, meint Ilaria. Sie hat aber auch die Zukunft im Blick und einen Insektenschmaus will sie nicht ausschließen: „Seit vielen Jahren werden die Ressourcen immer knapper“, betont sie.

„Wir sind Schönheit gewohnt, auch im Supermarkt“, erklärt Ilaria. „Einen faulen Apfel kauft man nicht, wir suchen immer den schönen roten aus, der wahrscheinlich voller Chemikalien ist.“ Sie lacht, in ihrer Einkaufstüte hat sie einen knallroten Apfel der Sorte Pink Lady. „Letzten Endes ist alles nur Marketing. Wenn die Werbebranche möchte, dass wir Insekten essen, dann wird es bald auch so sein“, meint sie.