Kältehilfe Berlin: Zu wenig Schlafplätze in Winternächten

Die Not ist groß, der Platz ist knapp. Zum Start der Kältehilfe an diesem Sonnabend haben Caritas und Diakonie den Senat, die Bezirke sowie Hausbesitzer aufgefordert, Unterkünfte zur Verfügung zu stellen. Die 500 Schlafplätze, die bislang bis März nächsten Jahres bereitstehen sollen, dürften kaum ausreichen.

In Berlin leben deutlich mehr Obdachlose als bislang angenommen. „2300 Menschen haben die Notübernachtungen im vergangenen Winter in Anspruch genommen“, sagte Diakoniechefin Barbara Eschen am Freitag. Bislang sei man von 600 bis 1000 Obdachlosen ausgegangen. Hinzu kommen 12.000 wohnungslose Menschen, die vorübergehend in Einrichtungen untergebracht sind. „Alle Not- und Gemeinschaftsunterkünfte sind schon voll“, sagte die Chefin der Caritas, Ulrike Kostka.

Die Zahl der Übernachtungen in den Notunterkünften erhöhte sich von 57.000 im Winter 2009/2010 auf 73.000 in der vergangenen Saison. Kostka befürchtet außerdem eine wachsende Konkurrenz zwischen Obdachlosen und Flüchtlingen. „Wenn der Winter kalt wird, sind dramatische Situationen möglich“, sagte Kostka. „Die Kältehilfe wird immer stärker zum Auffangbecken für soziale Nöte aller Art.“

Das zeigt sich am Beispiel der ganzjährig geöffneten Notunterkunft mit 73 Betten in der Franklinstraße. Neben in Berlin lebenden Obdachlosen suchen dort immer mehr Arbeitsmigranten aus Osteuropa und Kriegsflüchtlinge ein Dach über dem Kopf. „Im letzten Jahr hatten wir fast 24.000 Übernachtungen von Menschen aus über 90 Nationen“, sagte der Leiter Jürgen Mark. Verstärkt würden Familien mit Kindern Zuflucht suchen. In diesem Jahr übernachteten dort bereits 600 Minderjährige. „Aber wir sind nicht auf Kinder eingerichtet.“ Ihr Wohl sei gefährdet. In die Einrichtung kämen Drogensüchtige, psychisch Kranke, Menschen mit Vorstrafen. „Darunter sind auch Pädophile“, sagte Mark.

Neben den Notunterkünften gibt es zwei Kältebusse, die täglich von 21 bis 3 Uhr sowie von 19 bis 1 Uhr unterwegs sind. Sie können im Notfall telefonisch unter Telefon 0178/523-5838 gerufen werden.