Wirkt das 9-Euro-Ticket kontraproduktiv? Das Sonderangebot soll nicht nur die Bürger angesichts steigender Mobilitätskosten entlasten, es soll auch mehr Kundschaft für den öffentlichen Verkehr gewinnen. Doch eine aktuelle Umfrage zeigt, dass dies schwierig werden könnte.
„Ich vermeide es, wenn möglich, in den Sommermonaten, in denen das 9-Euro-Ticket gilt, aus Angst vor vollen Zügen und Bahnchaos den öffentlichen Nah- und Regionalverkehr zu nutzen.“ Das war die Feststellung, zu der das Umfrageunternehmen YouGov Meinungen erfragt hat.
Viele Deutsche nutzen prinzipiell keine öffentlichen Verkehrsmittel
Am Donnerstag wurden die Ergebnisse bekannt. Danach stimmten 27 Prozent der Umfrageteilnehmer der Aussage voll und ganz zu. 22 Prozent teilten mit, dass sie ihr eher zustimmten. Damit äußerte sich fast die Hälfte der Befragten skeptisch bis kritisch.
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Dagegen stimmten 21 Prozent der Feststellung überhaupt nicht zu. „Stimme eher nicht zu“ war die Reaktion bei 18 Prozent der Umfrageteilnehmer. „Weiß nicht/keine Angabe“ galt für 12 Prozent.
Besonders überraschend ist das Ergebnis nicht – und es könnte nicht nur mit dem 9-Euro-Ticket zu tun haben. Bisherige Umfragen zum Thema Mobilität ergaben, dass viele Deutsche grundsätzlich keine öffentlichen Verkehrsmittel benutzen.
Als Pendant zum Tankrabatt, der Steuersenkungen beim Kraftstoff vorsieht, soll das 9-Euro-Monatsticket Nutzer des öffentlichen Verkehrs entlasten. Das vom Bund mit 2,5 Milliarden Euro subventionierte Angebot gilt im Juni, Juli und August 2022 bundesweit in allen Bussen und Bahnen des Nah- und Regionalverkehrs. Wer bereits eine Jahreskarte oder ein Abonnement hat, kann es ohne weiteres Zutun automatisch ebenfalls in ganz Deutschland nutzen.
Mehr Zugfahrten von Berlin nach Rostock und Stralsund
Berichte über volle Züge, vor allem auf touristisch interessanten Strecken wie von Berlin an die Ostsee, hatten am Pfingstwochenende die Medien bestimmt. Dabei geriet aus dem Blick, dass auf den Strecken nach Rostock und Stralsund, aber auch von Hamburg nach Sylt an Wochenenden mit schönem Wetter schon immer viel los war. Der Unterschied im Falle der Ostsee-Strecken ist, dass sich die beteiligten Länder erstmals darauf geeinigt haben, mehr Zugfahrten von Berlin nach Rostock und Stralsund zu bestellen.