Das Urmel wohnt bald in Augsburg, Berlin braucht eine Emil-Tischbein-Straße

Weil nun Helden der Puppenkiste in Süddeutschland verewigt werden, fallen uns ein paar Vorschläge für Berlin ein.

Die Jim-Knopf-Straße wird gerade in Augsburg gebaut.
Die Jim-Knopf-Straße wird gerade in Augsburg gebaut.dpa/Ruth Plössel/Stadt Augsburg

Berlin-Briefe nach Augsburg können künftig in die Jim-Knopf-Straße oder in die Urmelstraße geschickt werden. Denn in der Stadt bekommt ein neues Wohngebiet Straßennamen nach Figuren und Orten der Augsburger Puppenkiste. So meldete es die Verwaltung vor ihrem Abschied in die Sommerpause und der Bayerische Rundfunk griff die Nachricht auf. Auch den Muminweg und Nepomukweg soll es demnach geben. Diese schöne Idee ehrt die durch das Fernseh-Puppentheater bundesweit bekannten Figuren. Und weil die ursprünglich Kinderbüchern entsprungen sind, kann sie auch noch lesefördernd sein.

Bevor nun allerdings darüber nachgedacht wird, ob es zeitgemäß ist, „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ zu feiern, weil aufmerksame Leser bereits kritisch prüfen, ob Hautfarbe (die des kleinen schwarzen Jungen) und Arbeitsdreck (der des Lokomotivführers) verbunden werden dürfen, schauen wir lieber nach Berlin. Denn auch hier wären Helden der Kindheit zu verewigen. Zwar gibt es eine Erich-Kästner-Straße, aber die liegt wenig beachtet in Hellersdorf. Rund um den viel befahrenen Nollendorfplatz könnte doch Emil Tischbein aus Kästners berühmtesten Kinderbuch eine Adresse bezeichnen. Auch bieten sich für Pünktchen und Anton die Weidendammer Brücke oder umliegende Straßen an.

Nicht weit entfernt davon, rund um die Museumsinsel, wäre ein Plätzchen für Andreas Steinhöfels „Beschützer der Diebe“ angemessen, ein Buch, das Kinderleben rund um die Jahrtausendwende mit einer Krimihandlung verknüpft. Wichtiger allerdings wäre es, dass sich das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg näher mit Steinhöfels hervorragender Kinderroman-Reihe beschäftigte, die mit „Rico, Oskar und die Tieferschatten“ 2008 ihren Anfang nahm. Die Dieffenbachstraße muss natürlich ihren Namen behalten. Leser durchstreifen sie melankomisch, weil hier alle Abenteuer dieser modernen Helden beginnen. Aber das Planufer oder die Grimmstraße könnten durchaus nach den schlauen Jungs benannt werden. Oder ist das alles ein Mistverständnis, wie Rico sagen würde?

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