Berlin-Fast 600 Autos sind im vergangenen Jahr in Berlin von Kriminellen, Extremisten und Pyromanen angezündet oder durch Flammen beschädigt worden. Das waren 150 Fahrzeuge mehr als 2018, wie die Polizei der Deutschen Presse-Agentur sagte. Brandstifter zündeten 358 Autos direkt an. 238 daneben stehende Wagen wurden durch die übergreifenden Flammen beschädigt oder zerstört.

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Genaue Hintergründe zu den Brandstiftungen und Brandanschlägen nannte die Polizei nicht. In der Vergangenheit ging sie etwa von Vandalismus, pyromanischen Tendenzen der Täter, gezielten Racheaktionen im privaten Umfeld, Versicherungsbetrug oder sogenannten Verdeckungsbränden aus. In einem solchen Fall soll mit einem Feuer eine andere Straftat verdeckt werden.
Ein kleiner Teil der Täter war laut Polizei politisch motiviert. Die meist linksextremen Brandstifter zündeten 56 Autos direkt an und beschädigten dabei 43 umliegende Wagen. 2018 brannten insgesamt 63 Autos aus politisch motivierten Gründen.
Ermittlungsgruppe „Nachtwache“ übernahm im Juli
Bereits Mitte 2019 hatte die hohe Zahl der Brandstiftungen für Aufregung gesorgt. Die Polizei rief im Juli die Ermittlungsgruppe „Nachtwache“ ins Leben. Fünf Beamte des Landeskriminalamtes sollten Brandstiftungen an Autos aufklären. Polizeipräsidentin Barbara Slowik kündigte verstärkte Polizeistreifen an. Die oppositionelle CDU lobte bis zu 1000 Euro für Hinweise aus, die zum Ergreifen sowie zur Verurteilung von Tätern führten.
Die meisten Täter bleiben unentdeckt. Im August erzielte die Polizei jedoch einen Fahndungserfolg und ertappte in Hamburg einen mutmaßlichen Serientäter auf frischer Tat. Der 30-jährige Mann soll zwischen dem 1. Juli und 6. August 2019 in Berlin und Hamburg nachts Grillanzünder auf die Reifen mehrerer Fahrzeuge gelegt und angezündet haben. Insgesamt 14 Autos sollen vollständig oder teilweise abgebrannt sein.
Die Berliner Kripo hatte den Mann bereits im Visier. Er konnte jedoch die Stadt verlassen und sich nach Hamburg absetzen. Dort soll er ebenfalls versucht haben, ein Auto anzuzünden. Dabei wurde er gefasst. Der Mann, der laut Polizei nicht politisch motiviert sein soll, muss sich ab Freitag vor dem Berliner Kammergericht unter anderem wegen schwerer Brandstiftung, versuchter gefährlicher Körperverletzung und Sachbeschädigung verantworten.
Zuletzt hatte ein Brandanschlag auf das Auto eines Berliner Zeitungskolumnisten für Aufsehen gesorgt. In der Nacht zum 31. Dezember wurde der Wagen in Charlottenburg-Wilmersdorf angezündet. Auf einer linksextremen Internetseite bekannten sich anonyme Schreiber zu der Tat und warfen dem Journalisten ein reaktionäres Weltbild vor. Zahlreiche Politiker und Medienvertreter verurteilten den Anschlag.