Hilfe, müssen wir schon wieder ins Homeschooling?

Die herbstliche Krankheitswelle sorgt für viele Ausfälle in der Lehrerschaft. Das setzt die Eltern heftig unter Druck und drückt auch auf die allerbeste Laune.

Die Lehrer sind krank, die Kinder wieder zuhause. Und die Eltern?
Die Lehrer sind krank, die Kinder wieder zuhause. Und die Eltern?imago/Kirill Ryzhov

Es war ein wirklich schöner Schultag für uns Eltern. Es war Sonnabend und natürlich schulfrei, aber der Schulhof voller Leute: Schüler und Eltern, alt und jung, Nachbarn und Menschen, die zufällig vorbeikamen. In der Schule war Flohmarkt.

Flohmärkte gehören zu den besten Erfindungen, seit es Kinder gibt. Die Kleinen wachsen so schnell, dass die Eltern mit dem Kaufen gar nicht hinterherkommen und auch noch arm werden. Deshalb kaufen viele im Internet bei Ebay und Co. Dort kostet der Pullover mit dem Weihnachtselch nur zwei Euro, aber dazu kommen 4,90 Euro Versandgebühr.

Deshalb ein Hoch auf Flohmärkte. Dort gab es für die gesparten Versandkosten eine Hose, ein Bündel Pokémon-Karten und ein Schiffe-versenken-Spiel. Und es ist auch noch praktisch und ökologisch: Die Käufer können alles gleich testen und es fällt kein Verpackungsmüll an.

Dort lagen Star-Wars-Figuren, fast neue Jeans, Fußballschuhe, Schachspiele und Cowboyhüte. Und dort Bücher, Filme und Hörspiele. Der selbst gebackene Kuchen kostete ein Euro das Stück.

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Da war aber noch die Mail mit dem Notstand

Die Zeit verging wie im Flug, und am Ende lagen mehr als 100 Euro in der kleinen Schatztruhe. Und im Kinderzimmer ist wieder Platz für neuen Wohlstandsmüll.

Die Stimmung war nur ein ganz klein wenig getrübt, weil am Tag zuvor eine Mail der Schule an alle Eltern gegangen war: Der Notstand ist zurück. Pünktlich mit der Laubfärbung sorgten die herbstliche Grippewelle, Corona und alle möglichen anderen Krankheiten in der Lehrerschaft für so viele Ausfälle, dass die Schule den Unterricht nicht mehr garantieren könne.

Jeden Tag soll eine andere Klasse zu Hause bleiben. Aussuchen können sich die Eltern den Tag nicht. Sie müssen aber übers Wochenende eine Lösung finden.

Es ist immer wieder erstaunlich, welche Auswirkungen ein einzelner Krankheitsfall haben kann. Jedenfalls wenn es die Schule betrifft. Wenn ich als Journalist krank bin, merkt das kein Leser. Nur meine Kollegen müssen die Arbeit halt mit erledigen. Wenn eine Lehrerin krank ist und die Kinder nach Hause geschickt werden, fallen zusätzlich noch 25 Mütter oder Väter aus, die zu Hause das Homeschooling übernehmen müssen.

Trotzdem gingen wir mit guter Laune vom Flohmarkt nach Hause. Die unguten Gedanken hatten noch Zeit. Dann, am Sonntag, die nächste Mail von der Schule. Der erste Gedanke: Es fällt nicht nur ein Schultag aus.

Doch es kam anders: Es hatten sich genügend Lehrkräfte zurückgemeldet. Also konnte ich gestern Morgen ganz normal zur Arbeit radeln. Und wen traf ich vor der Tür? Die halbe Schulklasse. Die Kinder waren mit der Lehrerin im Kiez unterwegs zur Straßennamen-Exkursion – und wir alle hatten gute Laune.