Berlin-Am Strand steht eines dieser Hinweisschilder, wie sie oft in Touristengegenden aufgestellt werden. Ein hoher Pfahl mit Schildern, die in alle Richtungen weisen und den Urlaubern zeigen, wie schön weit sie entfernt von zu Hause sind.
Wenn die Daten stimmen, dann sollen es von hier aus – von der thailändischen Insel Koh Phangan – 1050 Kilometer bis Singapur sein, 9629 Kilometer bis Moskau und 11.129 bis Berlin.
Berlin und Bangkok wiesen diesmal ganz andere Unterschiede auf als sonst. In diesem Urlaub gab es tatsächlich Tage, an denen es im Süden etwas kühler war als im fernen, sonst doch immer deutlich kälteren Berlin.
In Berlin sind die Touristenkneipen wieder voll, aber in Bangkok war auffällig, dass es im Touristenland Thailand kaum Touristen gab. Ausgerechnet in einem Land, in dem vor Corona etwa 20 Prozent aller Beschäftigten in dieser Branche gearbeitet haben. Nun war es überall eigentümlich tot.
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In Bangkok wollten wir wie immer zu Magic Max. Ein Restaurant mit einem Wirt, der vor seinen Gästen zaubert. Sein Laden war immer brummvoll. Er ist pleite. Genauso wie mindestens die Hälfte aller Gastwirte in den touristischen Kiezen.

Auch die Strände waren leer. Beim Strandspaziergang beobachtete ich jeden Morgen ein thailändisches Pärchen am Ende einer wirklichen Traumbucht, die in früheren Jahren fast immer ausgebucht war. Die beiden betreiben dort ein kleines Restaurant und ein halbes Dutzend Ferienhäuser. Ganz vorbildlich fegten sie jeden Morgen den Strand, räumten all die Nadeln und riesigen Blätter der tropischen Bäume weg, all das angeschwemmte Treibholz, den Plastikmüll, die leeren Bierflaschen.
Jeden Morgen den Strand gefegt
Sie machten ihren Strand empfangsbereit. Jeden Morgen eine Stunde lang. Ich habe sie fünfmal dabei beobachtet. Aber niemand kam, um bei ihnen zu übernachten. Am Tag vor unserer Abreise haben immerhin drei Leute bei ihnen gefrühstückt. Das Pärchen fegte tapfer weiter. Was bleibt ihnen übrig. In Thailand gibt ein keine staatlichen Hilfsgelder für Wirte, die durch Corona in die Krise gekommen sind.
Wir waren dort zu Zeiten der Vogelgrippe, der Finanzkrise oder eines Ausnahmezustandes – nie waren die dramatischen Auswirkungen der Krise so sichtbar für Touristen.
Die Arbeiter in den Touristenorten wurden sicher nicht besonders gut bezahlt. Oft kamen sie auch aus dem viel ärmeren Nachbarland Myanmar. Aber nun können sie kein Geld mehr mit uns Touristen verdienen. Es heißt, die meisten seien wieder bei ihren Familien in den Dörfern, aus denen sie wegen der Armut in die Touristengebiete geflohen sind.
Der Urlaub hat mir wieder klargemacht, in welch glücklicher Lage wir doch in Berlin leben. Trotz aller Probleme.