Kommentar BER-Debakel: Ein Traum von Flughafen

Berlin - Gründlichkeit vor Schnelligkeit, lautet ein auf dem Bau bewährter Grundsatz. Beim Flughafen Berlin-Brandenburg wurde er recht eigenwillig ausgelegt: Das Projekt ist gründlich ins Schlingern geraten und gerade deshalb so schnell nicht fertig. Da es mit der Eröffnung aber ohnehin dauert, mehren sich jetzt die Stimmen, die noch den einen oder anderen Wunsch zur Ausstattung des BER haben – ganz im Sinne der Gründlichkeit: Mehr Sicherheitsschleusen, eine neue Rollbahn, zusätzliche Terminalgebäude.

Natürlich wäre es schön, einen perfekten Flughafen zu haben, auf dem alles glatt läuft, niemand anstehen muss und jeder Flug pünktlich abhebt. Das lange Warten auf den ersten Start und die unangenehme Realität am Bau aber verführen wohl allzu sehr zum Träumen. Den idealen Flughafen gibt es nicht und wird es nie geben. Wie überall wird man auch am BER – so er denn einmal benutzbar ist – mit einigen Kompromissen leben müssen.

Konjunkturaufschwung wird nicht ewig währen

Zudem sind Prognosen eines stetig steigenden Passagieraufkommens, wie sie etwa die Industrie- und Handelskammer ihrer Forderung nach raschem Kapazitätsausbau zugrunde legt, mit großer Unsicherheit behaftet: Der Touristenstrom nach Berlin kann abebben, und der Konjunkturaufschwung der Stadt wird leider auch nicht ewig währen. Eine Umplanung hin zu einem größeren, praktischeren, noch viel tolleren BER lässt sich nicht auf pure Hoffnung gründen.

Zu hoffen ist vielmehr, dass der Flughafen – bei aller gebotenen, bisher mangelnden Gründlichkeit – schnellstmöglich fertig wird. Das schließt nicht aus, die Zeit für sinnvolle Ergänzungen zu nutzen: Mehr Gepäckbänder sind nötig, und ein Tunnel, der das bestehende Terminal später mit einem Satelliten verbindet, sollte längst gegraben sein. Ein Wünsch-Dir-Was aber führt nur zu weiteren Verzögerungen.