Kommentar : Die HU-Entscheidung im Fall Holm riecht nach Polittheater

Auf den ersten Blick ist es eine zumindest technisch elegante Lösung: Die Präsidentin der Humboldt Universität nimmt die Entlassung ihres stasibelasteten Sozialwissenschaftlers Andrej Holm, ehemals Staatssekretär für Wohnen für die Linke, zurück – und wandelt sie in eine Abmahnung um.

Holm bleibt also. Jedenfalls an der Berliner Universität, wo seit Wochen Studierende ein Institut besetzt halten, um eben dies durchzusetzen. Offizieller Grund laut HU-Präsidentin Sabine Kunst: Holm habe erstmals Bedauern über falsche Angaben zu seiner hauptamtlichen MfS-Mitarbeit im Personalbogen geäußert. Das einst „zerstörte“ Vertrauensverhältnis ist damit jetzt nur noch „gestört“.

HU vermeidet Rechtsstreit

Damit sind gleich mehrere Probleme beseitigt: Die Studierenden haben keinen ausreichenden Grund mehr, den Lehrbetrieb lahmzulegen. Holm, dessen tiefer Fall vom umjubelten Staatssekretär zum verjagten Sozialforscher in nur wenigen Wochen einige Tragik aufweist, ist im Wissenschaftsbetrieb rehabilitiert.

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Die Humboldt Uni hat eine riskanten und aufmerksamkeitsheischenden Gerichtsstreit  über die Entlassung vermieden - bei dem Holm übrigens gute Chancen beschieden wurden. Und: Spektakuläre Ausflüge in die Politik, begleitet von kräftezehrenden Auseinandersetzungen, sind definitiv vorbei.

Müller wird durch die Abmahnung düpiert

Doch irgendwie wirkt das alles ein wenig sehr glatt. Man darf daran erinnern, dass sich der rot-rot-grüne Senat zunächst darauf geeinigt hatte, die HU-Beurteilung von Holms Erinnerungsschwächen abzuwarten. Der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) kam dem nur zuvor, indem er den Rücktritt forderte – und die Linke, die Holm halten wollte, klein beigab. Durch die Kündigung wurde Müller also bestätigt. Durch eine Abmahnung aber wird er nun düpiert. Was ihm allerdings egal sein kann, denn das politische Problem Holm ist ja nun Geschichte.

Tatsächlich hat sich eigentlich gar nichts geändert: Holm bleibt ja dabei, nicht etwa gelogen, sondern nur nicht mehr alles gewusst zu haben, was war. Bisher hielt das die HU-Präsidentin Kunst, übrigens eine Sozialdemokratin, für unglaubwürdig. Nun zeigt sie sich erfreut, „mit Holm zu einer gemeinsamen Lösung gekommen zu sein“. Wenn sich jetzt viele, Beobachter wie Betroffene, veräppelt fühlen, soll sich bitte keiner beschweren. Nicht nur Holm bleibt: Es bleibt auch ein ungutes Gefühl, dass hier allzu viel Polittheater im Spiel war.