Kommentar: Fahrrad-Volksbegehren in Berlin weckt falsche Erwartungen

Auto- und Nahverkehr sind wichtiger

Auch wenn es immer mehr Radfahrer gibt: Was die Zahl der zurückgelegten Kilometer anbelangt, sind der Auto- und der Nahverkehr wichtiger. Auf sie entfällt jeweils mehr als 40 Prozent der Verkehrsleistung in Berlin – auf den Fahrradverkehr acht Prozent. So gesehen hätten BVG und S-Bahn den Vortritt, wenn es darum geht, das Verkehrssystem zukunftssicher zu machen. Auch sie leiden im Berliner Dschungel. Und auch im Nahverkehr fehlen Zukunftsvisionen, kommen    Projekte, etwa beim Straßenbahn-Ausbau, nicht voran.

Klar ist außerdem: Von einer autofreien Gesellschaft ist  Berlin so weit entfernt wie nie zuvor. Die Zahl der Kraftfahrzeuge steigt. Selbst  Ökos schaffen nach der Familiengründung eine benzingetriebene Familienkutsche an.

Auch Radfahrer bestellen bei Lieferdiensten

Andere Berliner wollen sich partout  nicht in muffige Bahnen zwingen lassen. Sie wollen Auto fahren, und sie haben ein Recht darauf. Viele Grüne nutzen es ebenfalls. Auch Radfahrer bestellen im Internet Waren, bei deren Lieferung Radfahrstreifen zugeparkt werden.

Die Rad-Aktivisten haben jedenfalls eines geschafft: Sie haben erreicht, dass der Senat das Problem mit mehr Verve anzugehen versucht.  Er muss die Ankündigung, eine Gesellschaft zum Ausbau der Fahrrad-Infrastruktur zu gründen, rasch wahr machen. Ein Radschnellweg wäre auch nicht schlecht. Das ist das Mindeste.

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