Der Rat für deutsche Rechtschreibung hat eine weise Entscheidung getroffen: Genderstern und Unterstrich rücken nicht in die Normsprache auf und erlangen keine Verbindlichkeit als Teil des amtlichen Regelwerks der Rechtschreibung in Schulen, Verwaltung und Rechtspflege.
Das heißt: In Schulen werden diese Zeichen als Fehler angestrichen, öffentliche Institutionen haben sich der Normsprache zu befleißigen. Bürgerinnen, Bürger und alle Sonstigen haben also weiterhin das Recht, nach den Regeln der deutschen Sprache angeschrieben und angesprochen zu werden.
Der Rat wendet sich nicht gegen eine stärkere Präsenz unterschiedlicher Geschlechter im Schreiben und Sprechen und anerkennt das Recht von Menschen, die sich weder als männlich noch als weiblich definieren, auf angemessene sprachliche Bezeichnung.
Klare Mehrheit dagegen
Aber er sieht weder in Stern noch Strich überzeugende Lösungen für gerechtes Schreiben. Einmal abgesehen davon, dass dies unmöglich ist – schließlich gibt es ebenso viele Gender- und Sex-Identitäten wie Individuen, also weltweit 7,621 Milliarden. Das Bemühen um Gerechtigkeit ist ehrenvoll, der Weg wird noch gesucht.
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Was Sie, Lieb_er Leser_in oder Lieb*er Leser*in oder Lieb_e Leser_Innen, von den ersten Versuchen halten, wüssten wir gern. Eine repräsentative YouGov-Umfrage von 2017 ergab eine klare Mehrheit gegen die Zeichen.
Am stärksten ist die Ablehnung in den mittleren Altersgruppen, wenn das Leben die ganze Person fordert und kaum Zeit für Luxusproblemchen bleibt. Nur fünf Prozent nutzen im Schriftverkehr grundsätzlich geschlechtsneutrale Wörter.
Gegen Dominanz Deutschlands
Zudem beschränken sich diese Zahlen auf das auch in Sprachdingen erregungsbereite Deutschland; andere Länder unserer Sprachgemeinschaft lehnen die Wortwillkür noch stärker ab. Auch das hatte der Rechtschreibrat zu beachten.
Offensichtlich kommen die im akademischen Raum entwickelten Varianten nicht im wahren Leben an. Dass im Raumschiff Berlin eine abweichende Einbildung besteht, ändert nichts an der länderübergreifenden Praxis.
Das hindert die in ihren Nischen Aktiven nicht, die Frage ernst zu debattieren: Kürzlich wurde zum Beispiel die Gruppe der Gemeinten von LSBT (Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transsexuelle) auf LSBTTIQ (Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transsexuelle, Transgender, Intersexuelle, Queere) aufgeplustert. Ehrlich: Gehen Sie da noch mit?
Urdemokratische Entscheidung
Urdemokratisch reichte der Rechtschreibrat die Entscheidung an alle aktiven Sprachformer weiter: Die Erprobungsphase verlaufe in den Ländern unterschiedlich schnell und intensiv, sie solle nicht durch vorzeitige Empfehlungen und Festlegungen beeinflusst werden. Toll.
Lassen wir uns also auf einen Aushandlungsprozess ein, in dem nicht Deutschland dominiert und schon gar nicht der Berliner Wahn zur Zwangserziehung. Natürlich werden diverse Gruppen und Gemeinschaften eifernd an ihrer Praxis festhalten. Wie man die Berliner rot-rot-grüne Gesinnungsgemeinschaft kennt, wird sie Regeln und Normen ignorieren.
In alledem geht das eigentliche Anliegen unter. Ist es Zufall, dass parallel zum Gender-Drang die Zahl weiblicher Abgeordneter im Bundestag auf den Stand von vor 30 Jahren sank, die Gehaltslücke stabil groß bleibt, Frauen, Schwule, Transgender Gewalt erleiden?
Realitäten ändern ist wichtiger
Wo sind denn die Ingenieurinnen, Ministerinnen, nichtmännlichen Vorstände – und Chefinnen überhaupt? Im Sternenzelt?
Nichts bewirken die Zeichen als Ablenkung vom Wesentlichen. Manches spricht dafür, dass Zeichenfixierung die leichtere und daher bevorzugte Übung ist. Die Realitäten zu ändern, verlangt mehr Mühe.
Es ist nun mal so: Das Sein bestimmt das Bewusstsein. Paula stünde als Ingenieur besser da als heute, da zu viele Paulas nicht mal ans Ingenieur_*Innendasein denken. Unverständliches Wort? So ist es auch. Die Zeichen sind weder sprechbar noch verständlich noch eindeutig. Sie führen häufig zu sachlicher Unkorrektheit, stören die Konzentration auf Sachverhalte und Kerninformation.
Das Deutsche bietet unendliche Möglichkeiten für Wahrheit und Klarheit. Jeder kann sie nutzen – bis noch Besseres sich durchsetzt.