Nennen wir es ein Versagen
Kostenlose Corona-Tests für Urlaubsrückkehrer sind dringlich. Warum dauert es so lange, sie an den Berliner Flughäfen wirklich anzubieten?

Berlin-Sehr ernst scheint die Geschichte mit den kostenlosen freiwilligen Corona-Tests für Reiserückkehrer in Berlin niemand zu nehmen. Wie sonst wäre es zu verstehen, dass es mindestens eine Woche dauert, bis Techniker und Mediziner einen solchen Testungsbetrieb an den Flughäfen Tegel und Schönefeld unfallfrei zum Laufen bringen. Da hat es nicht einmal geholfen, dass der Regierende Bürgermeister und Wissenschaftssenator Michael Müller Druck machte und einen Start zum Wochenbeginn in Aussicht stellte. Die Woche ist fast um, und noch ist die Stelle in Schönefeld nicht in Betrieb.
Das kann man mit einem lapidar bedauernden „Na ja, das hat halt nicht richtig geklappt“ abtun, wie es in Berlin allzu oft üblich ist. Man kann aber auch von einem Versagen sprechen. Wer nun genau an welcher Stelle falsche Entscheidungen getroffen oder die Komplexität des gesamten Vorhabens unterschätzt hat, ist dabei gar nicht so entscheidend. Übrig bleibt, dass es irgendwo in dem Dreieck Charité, Flughafengesellschaft und Senatswissenschaftsverwaltung gewaltig knirschte – wohlgemerkt alles mehr oder wenige staatliche Stellen.
An der Dringlichkeit kann kein Zweifel bestehen. Wahrscheinlich trifft die Befürchtung zu, viel zu viele Rückkehrer ließen sich nach ihrer Ankunft weder testen, noch gingen sie in die verpflichtende Quarantäne. Gut besuchte Teststellen an den Flughäfen wären dagegen ein echter Gewinn. Sollte es wirklich gelingen, wenigstens einen Teil der Abertausenden derzeit von Familienurlauben aus der Türkei oder vom Balkan zurückkommenden Berliner zu testen, stiege die Chance, die aktuell relativ niedrigen Infektionszahlen hierzulande zu halten. Wenn Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci sagt, kostenlose Teststellen seien dabei mehr als eine Bitte, sie seien eine Aufforderung, hat sie recht. Doch dafür muss man werben. Am besten mit guter Arbeit. Das ist bisher versäumt worden.