Kulturgüter in Berlin: Der Staat sollte Vorbild sein
Bei der Sanierung wichtiger Gebäude kommt es zu Versäumnissen. Grund dafür sind falsch gesetzte Prioritäten der Kulturstaatsministerin. Dabei sollte zunächst das Vorhandene geschützt werden, bevor in Neubau investiert werden kann.
Berlin-Mitte-Kulturstaatsministerin Monika Grütters unterstützt die Berliner Kultur seit Jahren mit ansehnlichen finanziellen Mitteln. Der Fall des denkmalgeschützten Otto-Nagel-Hauses in Berlin-Mitte, dessen Sanierung über Jahre verschleppt wurde, führt nun jedoch die Defizite der Kulturpolitik zutage.

Der Bundesrechnungshof kommt in einem Bericht zu dem Ergebnis, dass die Verantwortlichen für das aus dem 18. Jahrhundert stammende Haus – die Kulturstaatsministerin und die Stiftung Preußischer Kulturbesitz – „ihrer Pflicht zum Erhalt des Gebäudes nicht ausreichend nachgekommen“ seien.
Kulturgüter müssen geschützt werden
Der mangelhafte Zustand des Baudenkmals sei allen Beteiligten seit Jahren bekannt, heißt es in dem Bericht, doch lasse eine vollständige Sanierung auf sich warten. Die Verantwortlichen hätten eine weitere Schädigung der historischen Bausubstanz hingenommen und eine unwirtschaftliche Generalsanierung riskiert. Sowohl für die Kulturstaatsministerin als auch für die Stiftung Preußischer Kulturbesitz ist dies ein verheerendes Zeugnis.
Was beim Otto-Nagel-Haus im Kleinen nicht funktioniert hat, klappt aber auch im Großen nicht wirklich zufriedenstellend. So beziffert die Kulturstaatsministerin den zusätzlichen Mittelbedarf für die Instandhaltung der Berliner Häuser der Stiftung Preußischer Kulturbesitz auf rund 250 Millionen Euro. Dass Grütters zugleich den Bau des Museums der Moderne forciert, das mit 450 Millionen Euro mehr als doppelt so teuer wie geplant werden soll, zeigt, dass sie die Prioritäten falsch setzt.
Der Staat muss zunächst die vorhandenen Kulturgüter schützen. Erst dann darf er daran denken, Geld für das Neue auszugeben – aber bitte maßvoll.