„Ich mache das für Berlin“: Was Franziska Giffeys Instagram-Botschaften aussagen
Franziska Giffey postet handschriftliche Notizen bei Instagram, schön geschrieben und klar formuliert. Das ist altbacken und clever zugleich. Ein Kommentar.

Screenshots von handgeschriebenen Notizen zu machen, ist wie auf der Handymailbox eine Festnetznummer zu hinterlassen. Es offenbart einen etwas altbackenen Hang zu Überkommenem, ein Festhalten an Traditionen und ein Übermaß an Zeit.
Wer schreibt heute noch Notizen? Also nicht für sich selbst auf grellen Post-Its, sondern für andere? Richtig, niemand. Das hat etwas staubig Royales an sich. Wie ein Eintrag ins Goldene Buch einer Stadt. Das dürfen Könige und Königinnen und, na gut, auch Bürgermeister. Oder Bürgermeisterinnen wie Franziska Giffey, die ja von jeher etwas Mütterliches, Beschützendes, gleichwohl Durchgreifendes umweht.
Die Frau ist nicht zu unterschätzen. Immerhin war Giffey mit Erfolg Bürgermeisterin von Neukölln. Einem Stadtteil, der nach außen hip wirkt, was aber nur für ein paar Straßen zutrifft. Der Rest ist verschnarchtes West-Berlin oder harter Problemkiez. Letzterer machte zu Silvester Schlagzeilen. Man sollte also Giffeys Zeilen, die sie bei Instagram postete, nicht unterschätzen. Die Schrift ist schön. Sie ist klar und kippt nach rechts, ein Zeichen für charakterliche Dominanz.
Dass die Noch-Bürgermeisterin ihren Followern und Followerinnen eine handschriftliche Notiz hinterlässt, mag zunächst bräsig wirken. Bei näherer Betrachtung aber offenbart die wohl mit Füller geschriebene Notiz Kalkül und besagt zweierlei: Zum einen betont Giffey damit ihre Offenheit – bei Instagram ist immer noch die Generation zwischen 15 und 35 tonangebend – und zum anderen ihre Verbundenheit mit all jenen Wählerinnen und Wählern, die die Schön- und Schreibschrift noch in der Grundschule gelernt haben.
Man kann das finden, wie man will. Schlau ist es allemal.