Kommentar: Warum Ingo Senftlebens Rücktritt schade für die CDU ist

Am Wahlabend kursierte bei der Brandenburger SPD eine kleine gehässige Liedzeile: „Wen spült die CDU ins Klo? – Ingo!“ Das war eine klitzekleine und gemeine Anspielung auf einen Wahlkampfsong des CDU-Spitzenkandidaten Ingo Senftleben, in dem dieser die Wölfe in den Zoo schickt, den Gangstern auf den Po haut und noch so manch lustige Dinge macht, die sich auf o reimen. Ingo!

Inzwischen lacht niemand mehr. Am Freitag hat Ingo Senftleben seinen Rücktritt als Fraktionschef bekannt gegeben. Zu desaströs war die Wahl, in der die CDU mit 15,6 Prozent ihr historisch schlechteste Ergebnis in Brandenburg erreichte.

So mancher „Parteifreund“ forderte hinter vorgehaltener Hand einen Rücktritt noch am Wahlabend. Doch Senftleben lavierte – wohl in der Hoffnung, dass der Sturm sich lege, wenn er erste Erfolge nach Hause bringe. 

Aus seiner Sicht wäre ein solcher Erfolg gewesen, wenn er seine CDU in eine Koalition mit der SPD von dem mit einem blauen Auge davon gekommenen Ministerpräsidenten Dietmar Woidke und den Grünen geführt hätte. Am Ende hat es nicht gereicht, Senftleben musste einsehen, dass er kein Verhandlungsmandat der eigenen Fraktion hatte.

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Senftleben ist mit seinem Anti-Woidke-Wahlkampf gescheitert. Er konnte sich selbst eine Zusammenarbeit mit der Linkspartei vorstellen, um ihn abzulösen. Dabei wusste er, dass er seiner Partei viel zumutet. Am Ende war es zu viel.

Was gerne übersehen wird, ist, dass Senftleben der CDU ganz neue Perspektiven eröffnet hat: eine Koalition zur Not auch als Juniorpartner der SPD zusammen mit den Grünen. Das ist tatsächlich völlig neu. Und sehr gut möglich, dass sein Nachfolger diesen Weg auch gehen wird.