Kommentar zu Parken auf Radwegen: Radler-Slalom ist keine Sportart

Auf vielen Radwegen spielen sich mittlerweile Szenen ab, die vor nicht allzu langer Zeit noch Autofahrern vorbehalten schienen. Dort gibt es, besonders zur Rush Hour, nur noch zähflüssigen Verkehr, sogar Stau. Nicht nur auf der Schönhauser Allee reicht eine Radspur nicht aus, fahren oft drei Radfahrer nebeneinander her, kommen sich teilweise arg ins Gehege.

Richtig lebensbedrohlich wird es aber, wenn plötzlich noch ein Auto auf dem Radweg geparkt ist. Mal will jemand schnell etwas ausladen oder kurz zum Mittagessen, oder er hat den Radweg womöglich gar nicht als solchen erkannt. Hilfreich ist da hoffentlich eine Initiative, die nun gegen diese Falschparker vorgeht.

Dabei haben der BUND und der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) einen eleganten Weg gewählt. Sie rufen die Bürger nicht dazu auf, Falschparker in denunziatorischer Weise bei der Polizei zu melden, wie es etwa die App "Straßensheriff" wollte. Vielmehr sollen die Vorkommnisse auf einer Internetseite eingetragen werden. Mit der Zeit entsteht somit eine Rangliste der Falschparker-Zonen. Polizei und Ordnungsamt werden auf diesen Radwegen dann öfter kontrollieren.

Immerhin wird so vermieden, dass der Kulturkampf zwischen Radler und Autofahrer durch anklagende Smartphone-Fotos seitens der Pedaltreter auf die Spitze getrieben wird. Wer allerdings tatsächlich beim Parken auf dem Fahrradstreifen erwischt wird, der sollte statt eines Bußgeldes mal eine andere „Strafe“ erhalten: Der ertappte Autofahrer müsste sich zur Bewusstseinsweiterung mal fünf Kilometer lang auf städtischen Radwegen abstrampeln (Fahrräder werden vom Ordnungsamt gestellt).

Ein solcher Perspektivenwechsel würde mehr Verständnis für die radfahrende Bevölkerung erzeugen. In der Folge reift vielleicht sogar die Überzeugung, dass das derzeitige Radwegenetz in Berlin nicht ausreicht.