Berlin - Das war zu erwarten. Wer Autofahrern im großen Stil die Parkplätze im Wohnviertel wegnehmen will, muss mit Widerstand rechnen. Jens-Holger Kirchner, Stadtrat für Stadtentwicklung in Pankow, durfte das jetzt erfahren. Er wollte rund um den Helmholtzplatz einen Monat lang nur Elektromobile und Fahrräder zulassen, Privatautos sollten woanders parken. Doch Kirchner musste seinen Plan gleich wieder begraben, weil er vom Bürgermeister (SPD) und dem übrigen Bezirksamt Kontra bekam.
Schade! So radikal die Idee auch ist: Sie wäre es wert gewesen, mit den Bürgern diskutiert zu werden, bevor sie von Politikern ohne längere Debatte eingestampft wird. Par Ordre du Mufti wurde die Chance verbaut, in einem größeren Rahmen zu ergründen, wie viele Autofahrer es überhaupt gibt, denen dieser Plan den Alltag erschweren würde.
Prenzlauer Berg wäre ein gutes Testgelände
Allzu viele wären es wohl nicht. Denn wer den Prenzlauer Berg kennt, der weiß, dass der Anteil der Autobesitzer dort noch niedriger ist als anderswo in Berlin, wo ohnehin nur jeder zweite Haushalt über ein eigenes Auto verfügt. Schon jetzt sind Parkplätze rar, und es gibt viele junge Leute, Singles und Paare ohne Familienanhang, die Rad und Bahn fahren oder das Car Sharing nutzen.
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Gerade dieser Teil Berlins wäre also einen Versuch wert, mal eine andere Idee der Stadt auszuprobieren – nicht nur in einem Mini-Reservat, wie es nun geplant ist. Allerdings müsste er besser vorbereitet werden. Auch müssten die Anlieger als Erstes informiert werden, und sie müssten Sonderpreise für E-Mobile bekommen, was Geld kostet.
Am Anfang aber muss die öffentliche Debatte stehen. Vielleicht kommt sie ja zu dem Ergebnis: Die Straßen sollen Parkplätze für Benziner und Dieselautos bleiben. Sollen doch die Chinesen und Brasilianer auf ihre Pkw verzichten! Auch das wäre zu respektieren.