Kommentar zu Studentenwohnungen in Berlin: Klein, teuer aber notwendig

Berlin - Es ist eine gute Nachricht, dass die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft Berlinovo einen Schritt ankündigt, der eigentlich selbstverständlich sein sollte: Den Bau von neuen Wohnungen. Dass es sich dabei um Studentenappartements handeln wird, ist überfällig. Schließlich versprach Klaus Wowereit vor einem Jahr den Bau von 5000 solcher Wohnungen. An dieses Versprechen muss sich auch sein Nachfolger Michael Müller halten.

Dabei muss man wissen, dass es bei dem Neubau um ein spezielles Marktsegment geht. Diese Appartements, wie sie demnächst an einigen Standorten entstehen sollen, sind klein und teuer: Die günstigsten der 17 Quadratmeter großen Winzlinge sollen 315 Euro kosten. Für etwas größere Exemplare werden schnell mal 500 Euro fällig. Das sind fast 25 Euro pro Quadratmeter. Das ist natürlich das genaue Gegenteil von „günstigem Wohnraum“, der sonst bei so vielen Neubauprojekten zu Recht eingefordert wird.

Aber es geht eben nicht um die vier Wände im Lieblings-Kiez, in denen man alt werden möchte. Es geht um Wohneinheiten, denen keiner nachweint, der anderswo einen neuen Studienplatz ergattert hat. Diese Einheiten müssen praktisch sein. Dann werden auch die Mieten gezahlt. Und sie müssen gut erreichbar sein. Dafür braucht man innerstädtische Baugrundstücke.

Den Ärger, den so etwas fast automatisch auslöst, kann man derzeit am U-Bahnhof Kleistpark in Schöneberg besichtigen. Dort wehrt sich eine Bürgerinitiative gegen die Bebauung einer Weltkriegsbrache mit Studentenappartements. Von Luxus-Wohnen ist die Rede, dafür wolle man keinen der spontan gewachsenen Bäume opfern.

Auch wenn es mit Luxus tatsächlich nichts zu tun hat, zeigt sich: Der Weg hin zur Wissenschaftsstadt Berlin ist noch weit. Gut, dass es jetzt wenigstens mal los geht. Seite 16