Vor einigen Jahren fand im Märkischen Museum eine vom Senat und vom Elektro-Giganten Vattenfall geförderte Ausstellung zum Licht in Berlin statt. Gaslampen kamen nur als irgendwie altmodisches Exotikum vor. Vattenfall erhielt auch den Auftrag zur Betreuung der Berliner Straßen-Gaslampen. Im Frühjahr wollte der Senat Fabriken der AEG und von Siemens, Kraftwerke und Umspannstationen als „Elek-tropolis“ Berlin in die Welterbeliste hieven. Zwar scheiterte das Projekt. Doch zeigte es auch: Gas, wenn nicht fürs Heizen, Kochen oder die Stromproduktion verfeuert, hat es politisch schwer in Berlin.
Dabei gehört Gas zum Mythos der Metropole genauso wie der Strom, und bis heute bewahrt Berlin weltweit den größten Bestand an Gas-Straßenlampen. Rund 43 000 waren es im vergangenen Jahr noch. Doch statt stolz auf dieses Alleinstellungsmerkmal zu sein, wurden seither 3 000 Lampen „umgerüstet“. Blödsinn. Um Abbruch, Wegwerfen, Neubau handelt es sich. Kein Mast wird erhalten, keine Lampe. Nachhaltigkeit? Es gibt bisher nicht einmal eine Energieeffizienz-Berechnung. Unbeantwortet bleibt vom Senat also die Frage, wie viel Energie und Geld wirklich gespart wird, wenn man mit einrechnet, was in den alten, voll funktionsfähigen Gasmasten an Energie gespeichert ist, wie schnell Elektromasten verrotten, welchen Verlust das weiche Gaslicht für das Wohlbefinden der Berliner bedeutet.
Auch die ungeliebten Peitschenmastenlampen sind ein Wert, den zu bewahren sich lohnt. Historisch sowieso, vielleicht sogar ökonomisch und ökologisch. Gaslampen-Fans, ein versierter Professor im schottischen Edinburgh, aber auch eine unabhängige amerikanische Denkmalschutz-Organisation haben das erkannt. Man muss sich das vorstellen: New York kämpft für Friedenauer Gaslampen. Es ist hohe Zeit, dass endlich ein Abbruch-Moratorium verkündet wird.