Kommentar zum öffentlichen Dienst: Kollektives Versagen bei der Personalplanung

Berlin - Die Bezirke üben Widerstand gegen den geplanten Stellenabbau, das ist soweit okay. Verbraucherorientiert wirkt es natürlich nicht, einfach mal die Amtsstuben zu schließen, aber mitunter braucht es eben drastische Mittel, um auf einen Missstand hinzuweisen. Das Problem ist ein anderes: Man kann die Proteste nicht mehr hören.

Der Streit verläuft nach immer dem selben Muster. Der Senat sagt, das Personal müsse reduziert werden, die Bezirke sagen „Geht nicht“ und kritisieren den Senat, dass er sie zu sehr belastet. Der Senat erwidert, so schlimm ist es doch nicht, wir in den Hauptverwaltungen müssen viel mehr sparen und kritisiert wiederum die Bezirke, an einer Lösung nicht wirklich interessiert zu sein.

Ein Argument, das die Bezirke sogleich an den Senat zurückgeben. So geht das seit Jahren. Beide Seiten schieben sich die Schuld in die Schuhe, aber das, was notwendig wäre, passiert nicht: eine strukturelle, langfristige Personalplanung.

Nur um ein Beispiel zu nennen: Bis Ende 2017 scheidet altersbedingt ein Viertel aller Beschäftigten im öffentlichen Dienst aus. Ein Viertel! Das weiß der Senat aus Hochrechnungen, doch eine detaillierte, auf alle Ebenen und einzelnen Arbeitsbereiche heruntergebrochene Liste künftiger Pensionierungen gibt es nicht. Eine transparente Datengrundlage wäre das Mindeste, doch daran hat offenbar keiner der Verantwortlichen ein Interesse.

Weder Senatschef Klaus Wowereit (SPD) noch der zuständige Innensenator Frank Henkel (CDU), nicht die einzelnen Senatsverwaltungen und auch nicht die Bezirke. Wer aber keine Ahnung hat, wo und wann genau wie viele Mitarbeiter ausscheiden, kann auch nicht rechtzeitig und an den richtigen Stellen für geeignetes neues Personal sorgen. Wenn es so weiter geht, steuert die Verwaltung innerhalb weniger Jahre auf ein Desaster zu.