Kommentar zum Tierpark Berlin: Die Tierpark-Rettung ist eine Mammutaufgabe
Berlin - Wenn es um den Tierpark geht, kann ein Ost-Berliner schnell ungemütlich werden. Kurz vor dem 60-jährigen Bestehen der Friedrichsfelder Anlage im Sommer 2015 wird bekannt, dass der neue Direktor aus München überlegt, einen Teil des Wirtschaftshofes für den Wohnungsbau abzugeben. Und schon beginnt das Gemaule. Die Lichtenberger Linke wehrt sich schon gegen den „Ausverkauf des Tierparks“ und Mitglieder im Förderverein reagieren ängstlich. Es geht um Tiere und eine Ost-Berliner Institution – da ist viel Raum für Emotionen.
Mitglieder im Förderverein reagieren ängstlich. Es geht um Tiere und eine Ost-Berliner Institution – da ist viel Raum für Emotionen.
Doch bleiben wir bei den Fakten. Tierpark-Chef Andreas Knieriem übernahm im April 2014 nicht nur einen lukrativen Posten als Chef von Zoo und Tierpark, sondern auch eine ihm bis dahin unbekannte Altlast, die ihm nun schlaflose Nächte bereitet. Etwa 100.000 Tonnen verseuchter Bauschutt lagern illegal im Tierpark, der muss weg, ganz klar, der kostet Geld, mindestens 2,4 Millionen Euro. Knieriem tut, was jeder verantwortungsvolle Geschäftsmann tut. Er klagt gegen die Verantwortlichen und überlegt, was er verkaufen könnte, damit er den Tierpark vor der Pleite rettet und investieren kann.
Die Schuttberge sind nur eine seiner Baustellen im Tierpark. Die gesamte Anlage ist veraltet, Gehege nicht artgerecht. Allein die antike Heizungsanlage kostet jährlich über eine Million Euro. Knieriem will den Tierpark zum modernen Landschaftstierpark umgestalten: Für die Tiere, die Besucher und seine Mitarbeiter. Notfalls geht es eben nur eine Nummer kleiner. Wem nützt ein großer unmoderner Tierpark?
Knieriems Lieblingstiere sind Orang-Utans, weil sie, wie er sagt, sehr planvoll und konsequent seien. Nun soll der Mann aus München auch mal in Ruhe seine Arbeit machen können. Es ist eine Mammutaufgabe.