Kommentar zur Bebauung von Kleingarten-Anlagen in Berlin
Berlin - Die Bebauung von Berliner Kleingarten-Anlagen ist wie eine Wurzelbehandlung: Sie tut verdammt weh. Niemand will sie. Aber sie ist notwendig.
15 Kolonien sollen weg, insgesamt 429 Parzellen. Hunderte kleine Paradiese, die ihre Besitzer zum Teil seit Jahrzehnten bestellen. Die für sie zu einem zweiten Zuhause geworden sind. Und zu grünen Lungen, von denen die gesamte Stadt profitiert.
Doch diese Paradiese müssen nicht Luxusbauten, Malls oder Motels weichen. Sie sollen Platz machen für Schulen, Turnhallen und Kindergärten. Orte, die gebunden sind an die Kinder und Jugendlichen, für die sie gedacht sind und die deswegen nicht einfach außerhalb des Stadtteils errichtet werden können.
Der Kampf um Fläche in Berlin tobt weiter
Natürlich ist dieses Abwägen unfair. Ein Paradies der älteren Generation wird zerstört für die Grundversorgung der Jüngeren. Die Generationen werden gegeneinander ausgespielt. Das wäre nicht nötig, wenn die Politik in den vergangenen Jahrzehnten etwas seltener versagt und häufiger vorgesorgt hätte.
Die Wut der Laubenbesitzer ist deswegen berechtigt. Doch sie wird nichts daran ändern, dass in Berlin der Kampf um Flächen weitertobt. Und dass Schulen, Turnhallen und Kindergärten dringend gebaut werden müssen.
Das einzige, was helfen kann, die Wut ein wenig zu mildern: Die rot-rot-grüne Koalition muss sich an ihr eigenes Wort halten. Im Koalitionsvertrag hat sie versprochen, Kleingärten dauerhaft zu sichern und – wo das nicht möglich ist – „Ersatzflächen in räumlicher Nähe zu schaffen“. Jetzt ist es soweit: Die Schulen werden gebraucht, die Ersatzflächen ebenso. Die Zeit läuft.