Kommentar zur Greenpeace-Aktion: Ein mutwilliger Akt zur politischen Willensbildung

Ups! Spinnen die jetzt, die Bäume? Das jedenfalls war der erste Gedanke, als der Blick auf den gelblich eingefärbten Großen Stern fiel. Ein Naturschauspiel der besonderen Art. Man hat sich ja schon daran gewöhnt, dass der Blütenstaub im Sommer überhandnimmt, die Allergiesensoren arg ausschlagen und die Gehwege zu klebrigen Laufstegen mutieren. Aber das ist natürlich Unsinn.

Das temporäre Kunstwerk im Tiergarten am Großen Stern ist ein mutwilliger Akt, ein symbolischer Beitrag zur politischen Willensbildung. Greenpeace war da. Am Dienstagmorgen um 7.30 Uhr – erstaunlich spät eigentlich – haben Aktivisten der für ihre spektakulären Aktionen berühmten Umweltorganisation 3500 Liter gelbe Farbe dem Straßenverkehr zur demonstrativen Zeichensetzung übergeben. Abwaschbar und umweltfreundlich, wie es heißt.

Greenpeace im Bilderkampf

In den Kategorien der Kunst nennt man das eine soziale Plastik, das Werk konnte ja erst durch den beteiligten Autoverkehr entstehen. Wären die Greenpeace-Leute früher zur Tat geschritten, wäre der Effekt womöglich verpufft. Nach den Kriterien der Straßenverkehrsordnung handelt es sich um einen gefährlichen Eingriff in dieselbe, außerdem liegt womöglich ein Verstoß gegen das Versammlungsgesetz vor. Die Aktivisten kamen unangemeldet.

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Greenpeace befindet sich seit jeher in einem Bilderkampf. Die durchaus als schön zu bezeichnende Farbgebung des Kreisverkehrs um die Goldene Else überdeckt gewissermaßen das politische Anliegen, um das es geht – in diesem Fall ein Begleitsignal zur eingesetzten Kohlekommission der Bundesregierung. Die Farbe verschwindet wieder, die zähe energiepolitische Debatte geht weiter.