Kommentar zur Karl-Marx-Allee: Die Deutsche Wohnen hat ein Imageproblem
Die Deutsche Wohnen hat ein Imageproblem. Berlins mit 115.000 Wohnungen größtes privates Immobilienunternehmen gilt als Mieterfresser Nummer Eins. Immer wieder gibt es Meldungen, dass der Konzern eine seiner Siedlungen teuer saniert, um die Miete über den ansonsten zulässigen Wert zu erhöhen.
Das bedeutet erst recht in Zeiten einer rot-rot-grünen Regierung permanente Auseinandersetzungen mit der Öffentlichkeit – und diese schaden mitunter dem Geschäft. Tatsächlich können Bezirke und Senat manchmal das Schlimmste verhindern. Der jetzt offenbar gefundene Weg zur Rekommunalisierung von 800 Wohnungen in der prestigeträchtigen Karl-Marx-Allee ist nur ein Beispiel für eine massive öffentliche Intervention in den Wohnungsmarkt.
Linke inzwischen offen für eine Enteignung
Das Misstrauen gegen die Deutsche Wohnen bleibt riesig. Dazu trägt ihr eigenes, oft aggressives Auftreten bei. So setzt sich das Unternehmen immer wieder über den Mietspiegel hinweg – mit Hinweis auf Zweifel an dessen Rechtmäßigkeit. Dabei gibt es inzwischen nicht wenige Landespolitiker, die in Verhandlungen mit der Deutschen Wohnen ein vorsichtiges Entgegenkommen festgestellt haben wollen. Das wäre auch nur klug in der Mieterstadt Berlin mit einer geringen Eigentumsquote von 15 Prozent.
Es kann den Managern der Deutschen Wohnen jedenfalls nicht gefallen, dass die Regierungspartei Linke inzwischen offen für eine Enteignung – oder besser: Vergesellschaftung – von Unternehmen mit mehr als 3000 Wohnungen eintritt. Auch wenn das eine illusorische Idee sein mag. Die Linke ist in Umfragen seit Monaten stärkste Partei in der Stadt.