Kostenlose Corona-Tests: Großer Ansturm auf bereits 49 Testzentren in Berlin
Die Nachfrage nach Corona-Tests ist enorm. Innerhalb einer Woche sind in Berlin fast 50 Zentren entstanden. Ab Montag gibt es auch wieder Tests im Einzelhandel.

Berlin-Seit einer Woche befindet sich Berlin im Test-Fieber. Am 6. März fingen die ersten Discounter an, sogenannte Selbsttests für Laien zu verkaufen, die ab kommenden Montag auch in den Rewe-Supermärkten erhältlich sein sollen. Dabei können die Berliner sich das Geld dafür auch sparen. Schließlich gibt es seit dem Frauentag Testzentren in der Stadt, in denen sich jeder wöchentlich einmal kostenlos auf das Coronavirus schnelltesten lassen kann. Der Ansturm auf die Angebote ist enorm. Die Tests nähren die Hoffnung, dass durch sie mehr Lockerungen im derzeitigen Lockdown möglich werden könnten – wie Familientreffen zu Ostern oder das Öffnen von Theatern und Kinos.
Mit 16 Testzentren ging es Anfang der Woche los, bei denen fünf ohne vorherige Terminbuchung arbeiten. Nun sind es bereits 49 Stationen, darunter auch acht Apotheken, die kostenlose Tests anbieten. Christian Melzer, Inhaber der Easy-Apotheke in Adlershof, hat sich dafür beworben, Schnelltests in seiner Apotheke durchführen zu können. „Ich gehe davon aus, dass negative Tests Zugang zu Freiheiten verschafft. Ich weiß, dass beispielsweise viele Frauen derzeit sehnsüchtig auf einen Kosmetiktermin warten“, erzählt Melzer von seinen Ambitionen. Auch wenn die Test eine Relevanz von nur 24 bis 48 Stunden hätten. Die Zulassung durch die Senatsgesundheitsverwaltung sei um 3.14 Uhr in der Nacht zu Freitag per Mail eingegangen. „Dort wird offenbar rund um die Uhr gearbeitet“, lobt der Apotheker.
Wenige Stunden später trafen auch die ersten von Melzer bestellten 325 Schnelltests ein – Vorrat für eine Woche. „Ab Montag geht es los“, erzählt Melzer. Von Montag bis Freitag werde es von jeweils 11 bis 13 Uhr nach Terminvereinbarungen die kostenlosen Tests geben – in einem separaten Raum, der einen von der Apotheke getrennten Zugang habe. So sei es Vorschrift gewesen. Zwei Mitarbeiter der Apotheke könnten so bis zu 60 Personen am Tag auf das Virus testen, sagt Melzer. Er ist mit den Test erst einmal in Vorkasse gegangen. Melzer sagt, dass er nicht verstehe, warum die Abrechnung über die Kassenärztliche Vereinigung laufe und nicht, wie bei Rezepten und auch den kostenlosen Masken üblich, über das Abrechnungszentrum. „Das bedeutet für uns Apotheker nur unnötigen bürokratischen Aufwand.“
In drei Testzentren gibt es bis Ende März keinen Termin
Die Apotheken könnten den Ansturm auf die Testzentren entlasten. In Köpenick etwa gibt es am übernächsten Wochenende erst wieder freie Termine. Bis Ende März sind die vom DRK betriebenen Zentren in Zehlendorf, Reinickendorf und Spandau ausgebucht. Dass es sich lohnt, auch ohne Termin eines der fünf dafür vorgesehen Testzentren aufzusuchen, zeigt ein Selbsttest in der Max-Taut-Aula in der Fischerstraße 36, in der sich das Testzentrum Berlin Ost befindet. Mit dem notwendigen, aber bereits vorhandenen QR-Code auf dem Smartphone, mit dem alle persönlichen Daten abrufbar sind, ging es in dieser Woche superschnell. Vom Betreten der Testhalle um 13.37 Uhr dauerte es genau 25 Minuten, bis das negative Testergebnis als Mail auf dem Handy eintraf.
Nicht so einfach ist es, einen Selbsttest zu bekommen. Aldi bot sie zuerst vor einer Woche zum Kauf an. In den Filialen waren die Selbsttests, die es in Fünferpacks für 25 Euro gab, binnen einer Stunde ausverkauft. Am Start war auch Konkurrent Lidl, der die Tests im Online-Handel anbot. Die große Resonanz darauf sorgte dafür, dass das Produkt erst wieder „demnächst bestellbar“ sei, wie es derzeit im Lidl-Onlineshop zu lesen ist. Mit einem ähnlichen Ansturm dürfte nun bei Rewe zu rechnen sein. „Ab 15. März werden wir in unseren Filialen einzelne Selbsttests für 4,99 Euro anbieten“, sagt ein Sprecher der Berliner Zeitung. Auch Norma wolle kommende Woche mit dem Selbsttest-Verkauf starten. Bei Edeka prüfe man aktuell den Verkauf von Selbsttests, teilte eine Sprecherin der Berliner Zeitung mit.
Beim schon längst geplanten Ladenverkauf musste der Drogeriemarkt dm schon einen Rückzieher machen. Man werde vorerst die Selbsttests im Internet verkaufen, „da die gelieferte Menge nicht ausreicht, um bundesweit 2040 Märkte angemessen versorgen zu können“, so Geschäftsführer Christoph Werner. Ähnlich verhält es sich beim Konkurrenten Rossmann, wo bereits die Produkte im Onlineshop ausverkauft sind.
Verbraucherschützer raten zur Vorsicht
Derzeit sind in Deutschland acht Selbsttests zugelassen. Im Unterschied zu den Gratis-Schnelltests, die von medizinischen geschulten Personal durchgeführt werden müssen, können diese von Laien einfach angewendet werden. Bei den Selbsttests ist ein tiefes Eindringen mit dem Wattestäbchen in den Nasenrachenbereich nicht notwendig, es reicht die Probenentnahme aus dem Nasenvorderraum.
Allerdings raten Verbraucherschützer zur Vorsicht im Umgang mit den Selbsttest. Negative Testergebnisse seien wie die bei den Schnelltests in den Zentren nur eine Momentaufnahme. Schon am Folgetag kann der Getestete Corona-positiv sein. Und es gilt, Vorschriften einzuhalten, sollte der Selbsttest ein positives Ergebnis anzeigen. In diesem Fall müssen Betroffene sofort in Quarantäne gehen, das Gesundheitsamt informieren und einen genaueren PCR-Test durchführen lassen, um das Ergebnis zu überprüfen.